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EADS-Konzern stützt sich immer mehr auf Airbus

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Virgin America - Erster Festkunde des A320NEO, © Airbus S.A.S.

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MÜNCHEN - Airbus lässt die Korken knallen: Ein Milliardenauftrag jagt den anderen, die Begeisterung für den A320NEO scheint kaum Grenzen zu kennen. Die Leasinggesellschaft ILFC will gleich 100 A320NEO bestellen. Doch nach der Feierlaune droht der Kater: Den Zeitplan für den neuen Langstreckenjet A350 bezeichnet das Management als "anspruchsvoll". Und dem Airbus-Mutterkonzern EADS brechen die Rüstungsaufträge weg.

Statt von Airbus unabhängiger zu werden, wird EADS immer mehr zur Geisel seiner wichtigsten Tochter - und ihres Erfolgs. Denn Airbus lieferte 2010 so viele Verkehrsflugzeuge aus wie nie zuvor - und ließ die US-Konkurrenz hinter sich.

Doch beim Tankerauftrag der US-Luftwaffe musste sich EADS geschlagen geben: ausgerechnet im Militärgeschäft, in dem EADS stark wachsen will. Aus der Traum auch für eine eigene Flugzeugproduktion im alles entscheidenden Dollarraum. Schließlich werden Flugzeuge stets mit Dollar bezahlt.

Das Zeichen, dass die USA ihren gigantischen Rüstungsmarkt weiter abschotten, ist überdeutlich. Dabei braucht EADS dringend neue Aufträge im Militärgeschäft. Die Sparte war 2010 noch der wichtigste Gewinnbringer des Konzerns. Die Neuaufträge brachen jedoch um die Hälfte ein.

Auch an anderen Stellen lauern Risiken: Der Militärtransporter A400M soll im kommenden Jahr in Serie gehen - ob EADS damit jemals Geld verdient, ist allerdings fraglich. Noch hat EADS-Chef Gallois die Hoffnung auf zusätzliche Aufträge aus anderen Staaten nicht aufgegeben: Dass sich noch in diesem Jahr ein Land für den Militärtransporter entscheiden könnte, wäre allerdings wohl zu schön, um wahr zu sein.

Auch mit dem größten Passagierflugzeug der Welt, dem A380, verdient der Konzern noch kein Geld. Erst von 2014 oder 2015 an soll die Produktion rentabel laufen. Die Entwicklungskosten hat der Konzern dann noch lange nicht hereingeholt. Ab Mitte 2013 soll das neue Langstreckenflugzeug A350 XWB abheben. Der Flieger mit dem Karbonfaserrumpf habe von allen Entwicklungsprogrammen des Konzerns den "höchsten Risikofaktor", warnt die EADS-Spitze allerdings.

Zugleich setzen neue Wettbewerber aus China und Russland Boeing und Airbus mit neuen Flugzeugmodellen unter Druck. Konkurrenz kommt auch von Bombardier aus Kanada. Airbus kontert mit einer Neuauflage seines Kassenschlagers A320. Der A320NEO soll ab 2016 die Airbus-Kunden bei der Stange halten und so das Brot-und-Butter-Geschäft sichern. Mit möglichst geringem Risiko für die Europäer, wenn möglich. Schließlich kosten Risiken im Zweifel viel Geld.

Kein Wunder, dass der Autobauer Daimler an seiner verbliebenen EADS-Beteiligung kein gesteigertes Interesse mehr hat. Das knappe Viertel der Anteile, das er zusammen mit Banken und Bundesländern hält, braucht nun einen neuen Besitzer. Nicht nur vor EADS-Chef Gallois liegen deshalb spannende Monate. Wenn sein Vertrag Mitte 2012 endet, muss auch eine neue deutsch-französische Doppelspitze gefunden sein - so sehen es die Statuten vor. Derzeit leitet der Daimler-Manager Bodo Uebber den Aufsichtsrat.

Steigt der Autobauer als Anteilseigner aus, ist auch auf diesem Posten ein Wechsel zu erwarten. Der französische Medienunternehmer und Miteigentümer Arnauld Lagardére hat seinen Hut schon in den Ring geworfen. Die eigentlichen Herausforderungen für die Airbus-Mutter, vom A350 XWB bis zum Rüstungsdilemma, wären damit allerdings noch lange nicht bewältigt.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Airbus S.A.S. | 10.03.2011 07:31

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Beitrag vom 10.03.2011 - 11:48 Uhr
Man könnte durchaus nach wie vor dazu geneigt sein, eher EADS als "Airbus-Tochter" zu bezeichnen, als umgekehrt.


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