Airbus und Boeing hoffen auf den Milliarden-Messe-Deal

FARNBOROUGH - Bei Airbus und Boeing brummt das Geschäft. Zum Halbjahr lieferten beide Hersteller jeweils mehr als 250 Flugzeuge aus. Doch neue Auftragsrekorde sind angesichts der Konjunktursorgen und Schuldenkrise bislang nicht in Sicht. Wenn die zweitgrößte Luftfahrtmesse Europas am Montag (9. Juli) in Farnborough bei London ihre Pforten für die Besucher öffnet, winken den Herstellern zwar erneut Bestellungen in Milliardenhöhe.

Ein Auftragsfeuerwerk, wie es der europäische Flugzeugbauer Airbus 2011 auf der Air Show in Le Bourget bei Paris abfackelte, erwartet aber kaum jemand. Zudem kratzen technische Probleme am Image des Airbus-Flaggschiffs A380 und des Militärtransporters A400M.

Der Militärflieger, dessen erstes Exemplar nach jahrelangen Verzögerungen Anfang 2013 erstmals ausgeliefert werden soll, wird auf der Airshow erneut nur am Boden zu sehen sein. Grund dafür sind rätselhafte Metallspäne, die im Getriebe des Triebwerks gefunden wurden. Die geplanten Flugmanöver über der Messe erschienen dem Hersteller zu riskant.

Die doppelstöckige A380, die wegen Haarrissen in Teilen der Flügel in der Kritik steht, soll allerdings täglich ihre Runden über den Messebesuchern drehen. Konkurrent Boeing schickt den Langstreckenjet 787 "Dreamliner" zu Vorführungen in die Luft.

Die Schau der Giganten kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Zeit der Rekordaufträge vorerst vorüber scheint. Denn bei den Fluggesellschaften sitzt das Geld nicht mehr so locker wie noch vor einem Jahr. Der hohe Ölpreis, zusätzliche Abgaben sowie die unsichere Wirtschaftslage drücken aufs Geschäft. Der Branchenverband IATA sagt den Fluggesellschaften in aller Welt für 2012 nur noch drei Milliarden Dollar Gewinn voraus. Vor zwei Jahren war es gut fünfmal so viel.

Das Geld fehlt damit auch, um in weitere neue Flugzeugmodelle zu investieren, die weniger Treibstoff verbrauchen und damit billiger zu betreiben sind. Das Interesse daran zeigte sich vor gut einem Jahr: Als Airbus in Le Bourget Aufträge und Vorverträge für 720 Flugzeuge einsammelte, entfielen davon mehr als 600 auf die spritsparende Neuauflage des Mittelstreckenfliegers A320. Boeing reagierte erst später mit einer Modernisierung seines Konkurrenzmodells 737. Noch heute liegt die Boeing 737-MAX mit 451 festen Bestellungen weit hinter dem Airbus A320neo mit mehr als 1400 Festaufträgen zurück.

Die Mittelstreckenflieger sind das Brot-und-Butter-Geschäft der großen Hersteller. Mit sparsameren Triebwerken und neuartigen Flügelspitzen reagieren Airbus und Boeing auch auf die drohende Konkurrenz aus Russland und China: Das russische Herstellerkonsortium UAC arbeitet seit Jahren an seinem Mittelstreckenflieger MC-21, der 2016 auf den Markt kommen soll. Aus China drängt Comac mit der C919 in das Marktsegment.

AirAsia und ALC wollen Aufträge aufstocken

Trotz der Flaute: Großaufträge zeichnen sich auch diesmal ab. AirAsia-Chef Tony Fernandes, der vor einem Jahr mit einer Order über 200 Exemplare des Airbus A320neo für Furore sorgte, will seine Bestellung um 50 Flieger und Optionen für 50 weitere Maschinen aufstocken. Der US-Flugzeugfinanzierer ALC liebäugelt mit bis zu 100 Exemplaren der Boeing 737-MAX.

Schwerer tun sich die Hersteller mit dem Verkauf ihrer Riesenflieger, dem Airbus A380 und dem neuen Boeing-Jumbo 747-8. Airbus-Verkaufschef John Leahy will in diesem Jahr 30 Exemplare seines Flaggschiffs an den Mann bringen - im ersten Halbjahr kam er nur auf vier Maschinen. Boeing hat für die neue Version des gut 40 Jahre alten Jumbos überhaupt erst 36 Bestellungen eingesammelt.

Auf der Messe dürften Airbus-Manager Leahy und Boeing-Marketingchef Randy Tinseth um einen Großauftrag aus der Türkei ringen. Turkish Airlines will mindestens 15 große Maschinen bestellen. Ob es der neue Jumbo oder die A380 wird, wolle er noch im Juli entscheiden. Es geht um fünf bis sechs Milliarden Dollar.