Stefan Pichler
Älter als 7 Tage

Neuer Air Berlin-Chef mit Mandat für Zeitenwende

BERLIN - Etihad-CEO James Hogan hatte früh einen Favoriten für den Chefposten bei Air Berlin. Als Nachfolger des damaligen Interimschefs Hartmut Mehdorn soll sich Hogan schon 2012 Stefan Pichler gewünscht haben. Heute (Montag) hat Pichler seinen ersten Arbeitstag an der Spree.

Dem früheren Lufthansa-Manager werden wenig zimperliche Methoden im Umgang mit Mitarbeitern und Vorstandskollegen nachgesagt. Vermutlich auch ein Grund dafür, dass vor Pichler der umgängliche Wolfgang Prock-Schauer mit der Leitung von Air Berlin betraut wurde.

Zwar baute Air Berlin unter Prock-Schauer bereits zehn Prozent ihres Personals ab, strich unrentable Strecken und verkleinerte die Flotte auf zuletzt 135 Flugzeuge. Immer herbere Verluste verhinderte das jedoch nicht.

NIKI Airbus A320
Airbus A320 der Air Berlin-Tochter NIKI, © Airbus

"Die bisherigen Bemühungen von Management und Kontrolleuren haben offenbar nicht zu den gewünschten Ergebnissen geführt", urteilte Pichler im November gegenüber dem "Spiegel" aus der Ferne. Für die Mammutaufgabe Air Berlin löste der 57-Jähre seinen Vertrag als Chef von Fiji Airways auf.

2013 stand bei Air Berlin ein Minus von rund 316 Millionen Euro unter der Bilanz. Die Schulden erreichten 796 Millionen Euro. Für 2014 ist ein neuer Rekordverlust von mehr als 350 Millionen Euro angekündigt.

Das Sparprogramm Turbine habe die jährlichen Kosten um 175 Millionen Euro reduziert, unterstrich Air Berlin im November. Der Konzern sieht Potenzial für weitere Kostensenkungen in Höhe von 400 Millionen Euro bis Ende 2016.

Um dieses Ziel zu erreichen, erteilte Hogan Pichler sicher das Mandat für eine Zeitenwende. Air Berlin und ihre Tochtergesellschaften sollen im Verbund mit Hogans Neuerwerb Alitalia Netzaufgaben für Etihad erfüllen und künftig ohne die regelmäßigen Finanzspritzen aus Abu Dhabi auskommen. Etihad ist seit 2011 mit einem Aktienanteil von 30 Prozent an Air Berlin beteiligt.

Richtige Größe bei 100 Flugzeugen?

Air Berlin sucht dafür die richtige Größe und schreckt nicht mehr vor radikalen Maßnahmen zurück. So trennt sich die Airline bis Ende 2016 von allen Boeing 737 in ihrem Bestand.

Der Kostenvorteil einer einheitlichen A320-Europaflotte soll helfen, gegen das neue Eurowings-Angebot der Lufthansa sowie die Günstigflieger Easyjet und Ryanair konkurrenzfähig zu bleiben. Ryanair verfolgt das Ziel, Air Berlin noch vor 2020 als zweitgrößter Fluganbieter auf dem deutschen Markt abzulösen.

Auf etwa 100 Flugzeuge wird die optimale Flottenstärke für Air Berlin inzwischen taxiert, glaubt man Stimmen aus dem Umfeld der Airline. Air Berlin könnte in naher Zukunft mehr Direktstrecken fliegen und unrentable Zubringerflüge auflösen.

In den frühen 2000er Jahren hatte Pichler gute Chancen, Chef der Lufthansa zu werden. Die durch den 11. September 2001 verschärfte Krise bei Thomas Cook beendete Pichlers steilen Aufstieg im Kranich-Konzern jäh. Er kehrte Deutschland für mehr als zehn Jahre den Rücken.
© aero.de | Abb.: Air Berlin | 02.02.2015 11:26


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