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Chipkrise erfasst Luftfahrt-Industrie

Michael Schöllhorn
Michael Schöllhorn, © Airbus

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BERLIN - Der Chef der Airbus-Rüstungssparte, Michael Schöllhorn, hält verstärkte Anstrengungen für nötig, um die Luftfahrt-Industrie gegen globale Lieferengpässe im Zuge internationalerer Krisen zu wappnen. Für das Rüstungsgeschäft richtet der Airbus-Manager klare Forderungen an die Politik.

Fehlende Komponenten bremsen Airbus aus. Der Konzern sieht das Lieferziel von 720 Flugzeugen für 2022 in Gefahr.

"Die Behinderung wird spürbar. Das war vor einigen Monaten noch anders. Noch vor der Ukraine-Krise war es so, dass die Chipkrise die Luftfahrt nur in einzelnen Bereichen traf, aber nicht so wie die Automobilindustrie", sagte Schöllhorn, der auch Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) ist, vor der am Mittwoch beginnenden ILA.

Mittlerweile treffe es auch die großen Zulieferer der Luftfahrtindustrie, die größere Elektronikbaugruppen bauten.

"Das ist mittlerweile schon eine gewisse Mangelverwaltung. Wenn die Lieferkette an mehreren Stellen nicht funktioniert, kommt es schnell zu einem Welleneffekt, und die Arbeitsabläufe müssen neu organisiert werden nach dem Motto: Was kann ich denn jetzt als Nächstes bauen", sagte der Chef von Airbus Defence & Space.

Als Reaktion suche Airbus neue Lieferanten, indem beispielsweise andere Quellen für Titan erschlossen würden. "Da bin ich zuversichtlich. Bereits mit der Annexion der Krim im Jahr 2014 haben wir begonnen, eine gewisse Bestandshaltung aufzubauen. Kurz und mittelfristig sind wir so abgesichert. Schwieriger ist die Chipkrise. Aber auch da sind wir dran."

Ziel sei es allgemein, gegen Störfaktoren widerstandsfähiger zu werden. "Das ist die Lehre sowohl aus Covid als auch aus der Ukraine-Krise", sagte Schöllhorn. "Es gibt durchaus weitere geopolitische Themen in der Welt, die Europa sehr genau im Auge behalten muss, beispielsweise die Situation um Taiwan. Insofern gibt es ja überall Bestrebungen, auch mehr wieder zu redomestizieren."

Auf die Frage, ob es einen Auftragsrückgang wegen des Ausfalls von Flugverbindungen in Folge der Pandemie und nun wegen Personalmangels bei den Fluggesellschaften gebe, sagte er: "Nein. Die Order-Bücher sind gut gefüllt."

"Verteidigungsindustrie zu fragmentiert"

Im Rüstungsgeschäft sieht Schöllhorn durch den Ukraine-Krieg eine Zeitenwende. "Die Verteidigungsindustrie ist immer noch zu fragmentiert", sagte Schöllhorn dem "Spiegel" ("Spiegel+") in einem weiteren Interview. "Wir haben zu viele national aufgestellte Unternehmen, die alle darum kämpfen, Aufträge zu bekommen."

Mehr Zusammenarbeit der Hersteller, eine "stärkere Standardisierung im Beschaffungswesen" bei "höheren Stückzahlen pro System" und EU-einheitliche Exportregeln würden der Branche laut Schöllhorn helfen.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Airbus | 21.06.2022 07:11

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Beitrag vom 22.06.2022 - 21:25 Uhr
Intel fängt dieses Jahr noch an bei mir um die Ecke ihre Mega-Fabrik zu bauen und wollen innerhalb von 12 Monaten die ersten Chips ausliefern. Das sollte dann schon etwas Entspannung bringen ...

Zumal die Chips aus Magdeburg nur für Automobil und ähnliches sind.
Du kannst dir garnicht vorstellen wie froh ich bin dass die nicht in Penzing gebaut wird.
Beitrag vom 22.06.2022 - 09:01 Uhr
Intel fängt dieses Jahr noch an bei mir um die Ecke ihre Mega-Fabrik zu bauen und wollen innerhalb von 12 Monaten die ersten Chips ausliefern. Das sollte dann schon etwas Entspannung bringen ...

Zumal die Chips aus Magdeburg nur für Automobil und ähnliches sind.
Beitrag vom 22.06.2022 - 08:05 Uhr
Das ist alles richtig. Ausgangslage hier im Artikel war aber der Ruf der Rüstungsindustrie an die Politik - hier ging es also ursächlich nicht um das Auto, iPhone oder den A320.

Zitat aus der Einleitung:
"Für das Rüstungsgeschäft richtet der Airbus-Manager klare Forderungen an die Politik."

Und ich würde mich natürlich sehr freuen, wenn in 3 Jahren die geopolitische Situation wieder entspannt ist. Obgleich ich befürchte, dass es eher noch schlimmer wird. Gibt noch genügend Krisenherde.

Interessanterweise findet schon seit Jahren ein schleichender Wandel in vielen Branchen weg von billig hin zu regional und "zuverlässig" (im Sinne von: ich habe einen Ansprechpartner aus dem gleichen Kulturkreis, ich habe eine verlässlich gleichbleibende Qualität, ich habe eine gewisse Garantie zur Lieferbarkeit von Ersatzteilen). Je nach Branche ist das mehr oder weniger ausgeprägt. Ebenso wurde wieder mehr in Richtung Lagerhaltung vor Ort anstelle von Just-in-time nachgedacht, sicherlich auch ein Resultat des niedrigen Zinses und kann sich damit in Zukunft wieder erledigen.


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