"Navigation Warfare"
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GPS-Störungen auch im deutschen Luftraum

Airbus A350 Cockpit
Airbus A350 Cockpit, © Airbus

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BERLIN - Zuletzt kamen Berichte über GPS-Manipulationen vermehrt aus dem Nahen Osten. Sicherheitsexperten verfolgen aber auch im Ostseeraum gezielte Störungen der Satellitennavigation - bis in den deutschen Luftraum hinein. Hinter den Attacken wird ein militärischer Akteur vermutet.

Irreführende GPS-Signale lenken Flugzeuge im Nahen Osten vom Kurs ab. Piloten berichten über subtile - und neuartige - GPS-Manipulationen. Lufthansa verfolgt die Berichte mit Unbehagen, spricht von einem "ernsthaften Eingriff in die Sicherheit der zivilen Luftfahrt" in der Region.

GPS-Spoofing ist längst auch in Deutschland ein Problem. "Seit Dezember 2023 werden sporadisch aus dem nordöstlichen Bereich des deutschen Luftraums Störungen der vom Satellitennavigationssystem "Global Positioning System (GPS)" ausgestrahlten Navigationssignale gemeldet", teilte das Bundesverkehrsministerium (BMDV) der Deutschen Presse-Agentur in Berlin auf Anfrage mit.

Die für den Schutz des elektromagnetischen Spektrums zuständige Bundesnetzagentur werde fortlaufend unterrichtet. Es gebe zudem einen Austausch zwischen anderen beteiligten Behörden, der Bundeswehr und den Luftraumnutzern.

Ein Sprecher des Ministeriums schreibt dazu: "Die Einleitung von Gegenmaßnahmen läge ebenfalls in der Zuständigkeit der Bundesnetzagentur."

Was passiert da? Deutsche Sicherheitsforscher, Luftfahrtexperten und Militärs verfolgen die GPS-Störungen ziemlich genau und auch eine konkrete Ortung der Störquellen ist möglich. Zu den Ergebnissen wird öffentlich keine Auskunft gegeben.

Ein konkreter Verdacht fällt aber auf Russland, das nach unterschiedlichen Berichten auch seine eigenen Städte mit einer Art Störschirm gegen Angriffe schützt, wie sie die Ukraine als Teil ihrer Verteidigung mit Drohnen fliegt. Das russische Militär selbst nutzt mit Glonass ein eigenes Satellitennavigationssystem.

Nachdem sich in den ersten Wochen des russischen Ukraine-Feldzugs Berichte über GPS-Störungen im Ostseeraum gehäuft hatten, hatte Frankreich Russland für die Attacken direkt verantwortlich gemacht.

 Störungen vor allem in Krisenregionen

"Im Ostseeraum lassen sich derzeit starke Störungen des GNSS-Empfangs feststellen. Dieses Phänomen ist allerdings nicht ganz neu. Die Störungen lassen sich schon seit geraumer Zeit in Krisenregionen beobachten", erklären Forscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR).

GNSS ("Global Navigation Satellite System") ist ein Sammelbegriff für weltweite Satellitensysteme zur Positionsbestimmung und zur Navigation.

Da sich Piloten und Schiffskapitäne auf mehrere Systeme stützen, besteht nach Einschätzen der DLR-Experten für diese "keine akute Gefährdung". "Allerdings kam es schon zu Routenänderungen und Flugausfällen", schreiben sie.

Mit Blick auf die Entwicklung zukünftiger Technologien zur Positionsbestimmung, die dazu dienen, der zunehmenden Verkehrsdichte und Automatisierung im Mobilitätssektor gerecht zu werden, sei man aber "gut beraten, solche Störungen ernst zu nehmen und bei derartigen zukünftigen Technologieentwicklungen zu berücksichtigen".

Denn die Nutzung der Satellitennavigation hat sehr weitgehenden Einzug in den Alltag gehalten. Die Signale werden zur Bestimmung der eigenen Position und zur Routenplanung in Fahrzeugen verwendet. Sie sind auch für automatisierte Prozesse wie in der Landwirtschaft relevant.

Die DLR-Forscher weisen auf einen weiteren Punkt hin: Die Satelliten strahlen präzise Zeitsignale ab, die eine hochgenaue Synchronisation von technischen Systemen erlauben. Dies kommt in Stromnetzen, modernen Telekommunikationsnetzen oder auch bei Finanztransaktionen zum Einsatz. Aufgrund der zunehmenden Automatisierung - beispielsweise im Straßenverkehr - sei es wichtig, "wirksame Gegenmaßnahmen zu entwickeln".

"Navigation Warfare" ist der militärische Oberbegriff dafür, den Gegner mit dieser Art der Kriegsführung zu schwächen. Auch wenn es für eine Störung eine Lösung gibt, kann doch eine Kombination von Datenangriffen zum Zusammenbruch führen. Dass Deutschland auf solche Szenarien - die Teil eines größeren hybriden Angriffs sein können - nur unzureichend vorbereitet ist, wird seit längerer Zeit kritisiert.

Forscher arbeiten an Gegenmaßnahmen

Allerdings wird am DLR-Institut für Kommunikation und Navigation schon an Gegenmaßnahmen gearbeitet. Ein Beispiel sei das alternative Navigationssystem R-MODE.

Es laufe derzeit in der Ostsee im Testbetrieb und ermögliche Schiffen eine Positionsbestimmung auch bei GNSS-Störungen durch die Nutzung anderer Funksignale. Eine vergleichbare Alternative gebe es mit LDACS-NAV auch für die Luftfahrt.

Sehr effizient seien auch Empfänger mit hoher Dynamik und mehreren Antennen, die eine "robuste Satellitennavigation" erlauben. Die Fachleute: "Sie ermöglichen eine Richtungsauflösung der Empfangssignale und können daher aus bestimmter Richtung eingestrahlte Störsignale sehr gut erkennen und unterdrücken."

Tests seien sehr erfolgreich verlaufen und die Technologie solle in den kommenden Jahren zum Produkt für ein breites Anwendungsfeld werden.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Airbus | 04.02.2024 16:45


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