Streiks bei Discover
Älter als 7 Tage   EXKLUSIV 

"Bei der Ersttarifierung laufen Sie nie offene Türen ein"

Discover Airlines
Discover Airlines, © Discover Airlines

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FRANKFURT - Tarifverhandlungen zwischen Lufthansa und Piloten verlaufen selten geräuscharm. Drei Streikrunden binnen sechs Wochen - wie bei Discover Airlines - sind aber auch für Lufthansa-Verhältnisse ungewöhnlich viel. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit fordert jetzt ein Machtwort des Konzerns.

Cockpit ist mit der Beteiligung am Pilotenstreik bei der Lufthansa-Tochter Discover zufrieden. Während des Streiks habe das Unternehmen nur einen kleinen Teil der Flüge durchführen können - und dies nur unter Mithilfe von Flugzeugen und Besatzungen anderer Gesellschaften des Lufthansa-Konzerns.

Es war der dritte Ausstand der Discover-Piloten nach einem fünfstündigen Warnstreik kurz vor Weihnachten und einem regulären Streik über einen ganzen Tag Ende Januar.

Die Gewerkschaft streitet für einen Erst-Tarifvertrag bei der vor zweieinhalb Jahren gegründeten Gesellschaft, die mit 24 Flugzeugen unter anderem dem Ferienflieger Condor Konkurrenz machen soll - kein Selbstläufer.

"Vieles von dem, was wir gerade bei Discover erleben, ist völlig normal", sagte VC-Tarifexperte Marcel Gröls aero.de. "Bei der Ersttarifierung laufen Sie nie offene Türen ein und natürlich streitet man sich über Vergütungsniveaus und Produktivität und vieles mehr."

Die Verhandlungen ziehen sich inzwischen über 13 Monate. Cockpit fühlt sich hingehalten - und nicht nur das. "Das Unternehmen versucht neuerdings, Vergütungs- und Arbeitsbedingungen mit dem Betriebsrat zu vereinbaren und so die VC zu umgehen", sagte Gröls. "Da muss eigentlich der Konzern einschreiten."

Die Airline warf Cockpit hingegen öffentlich vor, "andere Interessen" als "gute Lösungen für die Mitarbeitenden" verfolgen.

Discover hatte von der Gewerkschaft den Abschluss einer "Sozialpartnerercharta" gefordert, verbriefte Spielregeln für Tarifverhandlungen und etwaige Eskalationsstufen.

Cockpit lehnt das strikt ab. Hinter dem Begriff "verbirgt sich die Idee, der Arbeitskampffähigkeit der VC Ketten anzulegen", sagte Gröls. Cockpit werde bei Discover nach Ansicht der Gewerkschaft allenfalls branchenübliche Arbeits- und Vergütungsmodelle fixieren.

Condor-Verträge als Schnittmuster

"Wir orientieren uns durchaus an Wettbewerbern im Leisure-Segment, wie der Condor", sagte Gröls. "Natürlich bringen wir auch den nötigen Realismus mit, was direkt bei einer Ersttarifierung lösbar ist und was in weiteren Schritten vereinbart wird." Nach dem zweitägigen Streik will Cockpit weiter verhandeln.

"Ich schaue jetzt mit vorsichtigem Optimismus auf diese Woche und hoffe trotz allem auf einen Durchbruch, denn eines muss ich leider auch sagen: Wenn die Eskalation nicht aufhört, werden wir in der nächsten Runde Maßnahmen treffen müssen, die dem Unternehmen nicht gefallen werden", sagte Gröls. "Und eigentlich haben wir auch genug Schnittmenge an gemeinsamen Interessen."
© aero.de, dpa-AFX | Abb.: Discover Airlines | 06.02.2024 09:38

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Beitrag vom 06.02.2024 - 18:23 Uhr
Ich finde diesen Teil ja spannend:

>Cockpit ist mit der Beteiligung am Pilotenstreik bei der Lufthansa-Tochter Discover zufrieden. Während des Streiks habe das Unternehmen nur einen kleinen Teil der Flüge durchführen können - und dies nur unter Mithilfe von Flugzeugen und Besatzungen anderer Gesellschaften des Lufthansa-Konzerns.

Da sieht man doch, dass die Strategie aufgeht. Durch die Aufsplittung kann man wunderbar mit dem einen Betrieb andere Betriebe zumindest teilweise ersetzen. Nicht als langfristige Lösung, aber kurzfristig scheint es ja ganz gut zu klappen. Von daher ist für den Konzern doch alles gut.

15% des Programms noch irgendwie darzustellen würde ich nicht als ein Aufgehen der Strategie bezeichnen. Das ist ein Tropfen auf dem heißen Stein. Und wenn alle Schwestergesellschaften so viel Kapazität bereit haben, um Streiks bei den anderen Schwestern abzufangen, muss ich mich fragen, ob dann noch Reserven für unerwartete Ausfälle bestehen oder ob man den Flugbetrieb effizient betreibt.

Geht ja nicht nur um die Flüge die stattfinden. Zumal die Frage bleibt, was hier genau dann dazu zählt (bspw. Wenn LH eine Strecke, die sonst Discover im Auftrag von LH fliegt, fliegt, ist die dann da mit drin?). Aber was konnte an Passagieren umgebucht werden auf andere Gesellschaften? Es gibt da schon einige Synergieeffekte, die man da nutzen kann.

Bei dem Programm, was die Discover fliegt, sehe ich nicht, wo man da auf Schwestergesellschaften umbuchen soll. Vielleicht auf die Condor, wenn man schon deren Programm kopiert, aber die ist keine Schwester ;-)

Dieser Beitrag wurde am 06.02.2024 18:23 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 06.02.2024 - 14:58 Uhr
Ich finde diesen Teil ja spannend:

>Cockpit ist mit der Beteiligung am Pilotenstreik bei der Lufthansa-Tochter Discover zufrieden. Während des Streiks habe das Unternehmen nur einen kleinen Teil der Flüge durchführen können - und dies nur unter Mithilfe von Flugzeugen und Besatzungen anderer Gesellschaften des Lufthansa-Konzerns.

Da sieht man doch, dass die Strategie aufgeht. Durch die Aufsplittung kann man wunderbar mit dem einen Betrieb andere Betriebe zumindest teilweise ersetzen. Nicht als langfristige Lösung, aber kurzfristig scheint es ja ganz gut zu klappen. Von daher ist für den Konzern doch alles gut.

15% des Programms noch irgendwie darzustellen würde ich nicht als ein Aufgehen der Strategie bezeichnen. Das ist ein Tropfen auf dem heißen Stein. Und wenn alle Schwestergesellschaften so viel Kapazität bereit haben, um Streiks bei den anderen Schwestern abzufangen, muss ich mich fragen, ob dann noch Reserven für unerwartete Ausfälle bestehen oder ob man den Flugbetrieb effizient betreibt.

Geht ja nicht nur um die Flüge die stattfinden. Zumal die Frage bleibt, was hier genau dann dazu zählt (bspw. Wenn LH eine Strecke, die sonst Discover im Auftrag von LH fliegt, fliegt, ist die dann da mit drin?). Aber was konnte an Passagieren umgebucht werden auf andere Gesellschaften? Es gibt da schon einige Synergieeffekte, die man da nutzen kann.
Beitrag vom 06.02.2024 - 13:35 Uhr
Ich weiß nicht, warum die Lufthansa glaubt, dass ihre Tarifflucht von einer Tochergesellschaft zur nächsten niemand auffällt.
Wem fällt die denn nicht auf? Vielleicht ist das ja der Grund, warum die GW der Fliegenden der Mainline so zurückhaltend reagieren. Die haben schon kapiert, dass City, Discover und Co auch ihre Arbeitsplätze kosten und wenn der Unterschied zu groß wird, dann kann das sehr schnell gehen.
Am Ende sind das nicht nur die gleichen Gewerkschaften sondern zum großen Teil auch die gleichen Mitarbeiter, die das betrifft.
Was wäre eine AN Vertretung wert, die sich diesen Quark bieten lässt, um sich dann anzuhören "Wenn ihr nicht nach unserer Pfeife tanzt, wird die Linie in der Zukunbft von [Billigtochter einsetzen] bedient."
Was sollen sie denn machen? Direktionsrecht ist, wie das Streikrecht, ein hohes Gut. Wieviel Luft für Verschiebungen ist, ganz ohne neue AOCs, zeigen die Zahlen. 30% der LHG Gäste wollen nach/von D, aber 60% der Umsteiger werden über D, den teuersten Standort geleitet. Bisher. Wenn man sich das beabsichtigte Wachstum der Swiss, AUA oder bald ITA anschaut, dann werden wohl mehr Umsteiger dorthin geleitet. Ich denke, das ist allen klar.
Bei Discover ist da noch Luft, daher wehren die sich.


Darf ich fragen, wie Sie darauf kommen, dass bspw. ZRH oder VIE so wesentlich günstiger sind? Abgesehen davon, ob diese Airports überhaupt dementsprechend so viel mehr Verkehr aufnehmen könnten. Von einer ITA würde ich da auch noch nicht sprechen, sobald die wo untergekommen sind, werden auch dort Nachholfeffekte bei den Mitarbeitern fällig, das kommt mMn so sicher wie das Amen im Gebet.


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