Lufthansa-Bodenpersonal
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Verdi meldet höhere Streikbeteiligung als 2022

Verdi streikt an Flughäfen
Verdi-Streik, © Verdi

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FRANKFURT - Mit einem Warnstreik des Bodenpersonals hat die Gewerkschaft Verdi den Flugbetrieb der Lufthansa und ihre Passagiere empfindlich getroffen. Von den ursprünglich mehr als 1.000 geplanten Flügen fielen am Mittwoch bis zu 90 Prozent aus, wie das Unternehmen bestätigte.

Mehr als 100 000 Fluggäste mussten der Lufthansa zufolge ihre Pläne ändern. An den Aktionen an den Standorten Frankfurt, München, Hamburg, Düsseldorf und Berlin hätten im Laufe des Tages rund 7.000 Menschen teilgenommen, berichtete Verdi-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky.

Die Beteiligung sei höher gewesen als beim vorangegangenen Warnstreik im Jahr 2022. Noch für den Donnerstagmorgen, an dem der Warnstreik um 07.10 Uhr enden sollte, hat Lufthansa erneut rund 30 Abflüge in München und Frankfurt annulliert.

Auf den Protest-Versammlungen ließen Techniker, Schalterpersonal und Planer ihrem Unmut über Arbeitsbelastung und dünn besetzte Schichten freien Lauf. Eine Gepäckermittlerin berichtete: "Wir haben 50 Prozent weniger Mitarbeiter als vor Corona, aber die Arbeit ist die gleiche geblieben. Eigentlich müsste man noch mehr fordern."

Nicht wenige vergleichen die eigene Kassenlage mit dem angekündigten operativen Gewinn von um die 2,6 Milliarden Euro. "Wir brauchen die Erhöhung zum Leben, es ist alles viel teurer geworden", sagte einer der Teilnehmer. Reschinsky hält dem Management vor, die eigenen Leute respektlos zu behandeln. "Die Zweiklassengesellschaft zwischen fliegendem Personal und Boden muss endlich beendet werden."

Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann stellt sich vor dem gläsernen Aviation Center in Frankfurt der Kritik der Streikenden, wirbt um Verständnis, dass der Konzern diese Gewinne dringend für die anstehenden Investitionen in neue Flugzeuge und Technik benötige. Auch die Beschäftigten sollten ihren Anteil erhalten, verspricht der Manager unter gellenden Pfiffen.

Die von Verdi gewählte Eskalation sei nicht notwendig gewesen. Niggemann erinnert an den Abschluss von vor 18 Monaten mit Gehaltserhöhungen von bis zu 19 Prozent. Das vorgelegte aktuelle Angebot bringe innerhalb von drei Jahren weitere 13 Prozent.

Verdi droht mit längeren Streiks

Verdi drohte mit längeren Streiks, falls der Lufthansa-Vorstand sein bisheriges Tarifangebot für das Bodenpersonal mit rund 25.000 Beschäftigten nicht deutlich nachbessere. Die Streikbereitschaft am Boden sei in den vergangenen 20 Jahren noch nie so hoch gewesen, sagte Verhandlungsführer Reschinsky . Von dem Warnstreik gehe ein eindeutiges Signal an den Vorstand: "Wir können auch länger, wenn ihr uns dazu auffordert."

Im Tarifkonflikt fordert Verdi 12,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 500 Euro monatlich bei einer Laufzeit von einem Jahr. Außerdem soll es eine konzernweite Inflationsprämie von 3.000 Euro geben. Die Lufthansa hat für einen Zeitraum von drei Jahren 13 Prozent mehr Geld sowie eine Inflationsprämie angeboten. Die nächste Verhandlungsrunde ist für Montag geplant.

Auch andere Verhandlungen stocken

Der Bundesverband der deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) versuchte, die Lage zu deeskalieren. "Ich appelliere an die Gewerkschaften, mit Augenmaß die weiteren Tarifrunden zu gestalten", sagte BDL-Präsident Jost Lammers in Berlin. "Das Streikrecht ist ein sehr hohes und wichtiges Gut.

Es sollte das letzte Mittel sein." Lammers hat dabei weitere Beschäftigtengruppen im Blick: Die Verhandlungen stocken sowohl beim Lufthansa-Kabinenpersonal als auch bei den Crews der Ferienflug-Tochter Discover Airlines.

An den Drehkreuzen Frankfurt und München fand am Mittwoch jeweils nicht einmal mehr die Hälfte des sonst üblichen Luftverkehrs statt, denn die Lufthansa ist an den beiden verkehrsreichsten Flughäfen Deutschlands der mit Abstand größte Kunde.

Neben wenigen Lufthansa-Jets konnten die nicht bestreikten ausländischen Gesellschaften, kleinere Lufthansa-Konkurrenten aus dem Inland sowie die zum Lufthansa-Konzern zählenden Gesellschaften Eurowings, Swiss, Austrian und Brussels abheben.

An den übrigen Flughäfen blieb die Lage ruhig, es fielen in der Regel nur die Verbindungen in die Drehkreuze München und Frankfurt aus. In Düsseldorf lief der Betrieb reibungslos an, wie ein Flughafensprecher versicherte. Zwischen 6.00 und 8.00 Uhr, wenn üblicherweise besonders viele Flieger abheben, habe es keine Verzögerungen oder längere Wartezeiten gegeben.
© dpa-AFX | Abb.: Lufthansa | 07.02.2024 15:36

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Beitrag vom 08.02.2024 - 08:37 Uhr
Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann stellt sich vor dem gläsernen Aviation Center in Frankfurt der Kritik der Streikenden, wirbt um Verständnis, dass der Konzern diese Gewinne dringend für die anstehenden Investitionen in neue Flugzeuge und Technik benötige.

Schade, dass viele Manager nicht erkennen, dass ihr eigenes Personal selbst mit die wichtigste Investition eines jeden Unternehmens ist. Diverse Studien zeigen doch, dass ein zufriedenes und gut bezahltes Personal, in Kombination mit einer 4 Tage Woche und/ oder einer gesunden Work/ Life Balance deutlich motivierter, zufriedener und weniger oft krank ist im Vergleich zu Arbeitnehmern, welche bis zur Erschöpfung ausgepresst werden. Eine zufriedene Belegschaft ist nicht nur für die Stimmung im Konzern gut, sondern schlichtweg auch finanziell!

Können Sie mir die Statistiken/Studien bitte einmal verlinken? Die würde ich gerne mal lesen.
Danke

4 Tage Woche: Die Mitarbeiter sind ausgeruhter, motivierter - und fehlen seltener.
 https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/vier-tage-woche-grossbritannien-101.html

Zufriedenheit: Der Führungsstil im Unternehmen spielt eine große Rolle bei der Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
 https://www.ey.com/de_de/news/2023/05/motivation-im-job-sinkt-auf-tiefstand

Produktivität: Zufriedene Mitarbeiter sind 13 % produktiver
 https://www.ox.ac.uk/news/2019-10-24-happy-workers-are-13-more-productive

Hier nur ein Auszug. Mit etwas Recherche lassen sich weitere Studien finden und Zusammenhänge erkennen!

Danke. Ich hatte tatsächlich von dem Versuch gehört, aber noch keine Ergebnisse gelesen.
Das Problem, was ich dabei sehe, ist die Art der Arbeit (wird auch in einem der Artikel erwähnt). Ja, im Büro kann ich es mir vorstellen, dass man denselben Output schafft und die Produktivität steigt, aber wie soll das im produzierenden Unternehmen klappen oder bei einer Airline?

Ja, Motivitation steigt, Fehlrate geht evt runter. Aber Die Bänder bei BMW laufen ja nicht schneller und ein FlugbegleiterIn/PilotIn schafft ja nicht mehr Flüge, nur weil er/sie motivierter ist oder einen Tag weniger arbeitet. Da kann man denke ich nicht alle Vorteile auf jedes Unternehmen anwenden.

Das spielt keine Rolle - jedes Unternehmen und demnach auch jede Berufsgruppe hat spezifische Punkte mit denen Zufriedenheit, Produktivität, Identifikation und Krankheitstage beeinflusst werden können.
Eine angenehme Stimmung und ein vertrauensvoller Umgang der GF mit seinen Mitarbeitern bringt in jeder Branche positive Nebenwirkungen. Für FBs sind die Punkte die zu einer höheren Zufriedenheit führen können sicherlich andere, ABER anhand des Feedbacks der Kabine über die internen Foren hätte LH genug Möglichkeiten das Klima positiv zu beeinflussen. Teilweise, wie in allen Firmen, sind Änderungen zum Positiven oft auch ohne hohen finanziellen Aufwand möglich. Der Wille zählt - aktuell ist das LH Tiefbau-Team dabei die Gräben zwischen GF und Mitarbeitern immer tiefer zu graben...
Beitrag vom 07.02.2024 - 23:37 Uhr
Ergänzung:
LHT 2x 1500,- (wie das Cockpit)
LH Boden 2x 1000,-
Flugbegleiter (ja ich weiß, ein UFO Problem
) trotzdem: 2x 750,-??
Wo haben Sie denn diese Info her? Sie können doch nicht Angebote hier mit Abschlüssen woanders vergleichen.
Was soll das und wo ist da die Gleichberechtigung?

Vielleicht geht es da nach dem Gewinner Verlierer Prinzip:
LHT Rekordergebnis, ca. 10% Marge so gut wie Safe
LHA, naja… eben nicht.
Herr Spohr sprach Anfang letzten Jahres einen Satz aus: wenn ich sie einer Geuppe zahle, dann muss ich sie jeder zahlen. Hab ich mal von Oben einkopiert)
Da fehlt aber der 2. Teil des Satzes. Die 3000,- gibt es nicht On Top, die sind jeweils Teil des Tarifvolumens. Wer 3000,- will, muss woanders Abstriche hinnehmen.
Soll heißen:
LHA das muss besser werden! Aber hey, unsere Flugzeuge sind alt und das Produkt Ende Neunzigerjahre! Aber, bitte weiter lächeln und freundlich sein. Und das sind die fliegenden Kollegen!


Dieser Beitrag wurde am 07.02.2024 23:39 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 07.02.2024 - 23:28 Uhr
Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann stellt sich vor dem gläsernen Aviation Center in Frankfurt der Kritik der Streikenden, wirbt um Verständnis, dass der Konzern diese Gewinne dringend für die anstehenden Investitionen in neue Flugzeuge und Technik benötige.

Schade, dass viele Manager nicht erkennen, dass ihr eigenes Personal selbst mit die wichtigste Investition eines jeden Unternehmens ist. Diverse Studien zeigen doch, dass ein zufriedenes und gut bezahltes Personal, in Kombination mit einer 4 Tage Woche und/ oder einer gesunden Work/ Life Balance deutlich motivierter, zufriedener und weniger oft krank ist im Vergleich zu Arbeitnehmern, welche bis zur Erschöpfung ausgepresst werden. Eine zufriedene Belegschaft ist nicht nur für die Stimmung im Konzern gut, sondern schlichtweg auch finanziell!

Können Sie mir die Statistiken/Studien bitte einmal verlinken? Die würde ich gerne mal lesen.
Danke
Da schließe ich mich an, wäre doch Wasser auf meine Mühlen. Danke


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