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Lufthansa macht mit Teilrückzug aus Peking ernst

Lufthansa Airbus A340-300
Lufthansa Airbus A340-300, © Lufthansa

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FRANKFURT - Lufthansa hatte Frankfurt-Peking bereits rot eingekreist - mit dem Flugplanwechsel fällt LH720/721 tatsächlich aus dem Programm. Die frühere A380-Strecke trägt sich nicht mehr. Opportunistische Wettbewerber zwingen Lufthansa in Asien in die Defensive. Das Grundproblem liegt aber in Europa.

Lufthansa hat ihre A380 D-AIMC "Peking" getauft - und flog noch vor wenigen Jahren tatsächlich mit der A380 Chinas Hauptstadt aus Frankfurt an. Aktuell gibt die Linie nicht einmal eine Bedienung mit einer A340-300 her, Lufthansa zieht Konsequenzen.

"Vor allem aus wirtschaftlichen Gründen" hat Lufthansa entschieden, "die tägliche Flugverbindung von Frankfurt nach Peking (Flugnummer LH720/721) ab dem Beginn des Winterflugplans (...) temporär auszusetzen", sagte ein Lufthansa-Sprecher aero.de. Die Linie galt bereits als Wackelkandidat.

Lufthansa fliegt weiterhin über München nach Peking, in Frankfurt können Passagiere nur noch mit Air China nonstop nach China reisen. Der Lufthansa-Allianzpartner fliegt allerdings über russisches Staatsgebiet, längst nicht für jeden Passagier ist das im Fall einer ungeplanten Zwischenlandung eine sichere Route.

Der Teilrückzug aus Peking war für Lufthansa keine einfache Entscheidung, heißt es im Konzern. Die Planung soll mehrere Szenarien durchgespielt haben, um die Linie im Flugplan zu halten.

"Dass Lufthansa nun mit Frankfurt-Peking eine ihrer ältesten Verbindungen aus dem Flugplan nehmen muss, zeigt wie sehr sich die Gewichte im internationalen Wettbewerb verschieben", sagte der Sprecher. Es bestehe ein "extrem ungleicher Wettbewerb" mit Fluggesellschaften aus China, vom Persischen Golf und Bosporus.

Im Asien-Verkehr stehen europäische Airlines mit dem Rücken zur Wand. British Airways und Virgin Atlantic ziehen sich ebenfalls aus Peking zurück. Im China-Verkehr kam Lufthansa zuletzt nicht über 57 Prozent des Vorkrisenangebots hinaus.

Chinesische Fluggesellschaften erzielen auf einigen Europa-Strecken laut Branchenkennern inzwischen Marktanteile von 75 Prozent und mehr - das Ungleichgewicht ruft die EU-Kommission auf den Plan.

"Die Kommission ist sich der Situation bewusst und prüft derzeit die Angelegenheit", sagte die Sprecherin aero.de im August.

Ein wesentlicher Faktor sind Überflugrechte für Russland. "Aus den kürzeren Routen ergeben sich Kostenvorteile", sagte der Lufthansa-Sprecher. Konkurrenten, die nicht von Luftraumsperren betroffen sind oder Russland nicht - wie Singapore Airlines - freiwillig umfliegen, können Tickets deutlich billiger anbieten.

Lufthansa weist aber auch auf zunehmende strukturelle Wettbewerbsnachteile hin. "Während viele Länder - China, die Vereinigten Arabischen Emirate, die Türkei, Katar oder Saudi-Arabien - Luftverkehr enorm fördern, sind EU-Airlines zunehmend mit politischen Rahmenbedingungen konfrontiert, die internationale Wettbewerbsfähigkeit einseitig schwächen", sagte der Sprecher.

Konkret verweist Lufthansa auf "stetig steigende Abgaben und Gebühren, hohe regulatorische Auflagen, zusätzliche und vor allem einseitige klimapolitische Vorgaben und eine nicht ausreichend leistungsfähige Infrastruktur" - der Konzern fordert politische Kurskorrekturen.

"Diese Schieflage verschärft den internationalen Wettbewerb zulasten von EU-Airlines", sagte der Sprecher. "Auf diese globale Entwicklung muss die Politik in Deutschland und der EU reagieren, damit Europa auch in Zukunft über eine unabhängige und leistungsstarke Luftfahrtindustrie verfügt."

Lufthansa durchleuchtet Streckennetz

Der Schließung von Frankfurt-Peking könnten noch weitere Strecken folgen. "Ein ausgeglichenes Ganzjahresergebnis zu erreichen, wird für Lufthansa Airlines zunehmend anspruchsvoll", heißt es aus der Frankfurter Lufthansa-Zentrale.

Im Rahmen eines Turnaround-Programms "evaluiert und optimiert" Lufthansa "intensiv ihr gesamtes Streckennetz", sagte der Sprecher. Wirtschaftlichkeit, Saisonalität und Flottenverfügbarkeit bestimmen, welche Linien Lufthansa fliegt - und welche nicht.
© aero.de | Abb.: Lufthansa | 10.10.2024 06:33

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Beitrag vom 13.10.2024 - 19:24 Uhr
Aus wirtschaftlicher Sicht kann ich LH schon irgendwo verstehen.
Aber sicher werde ich für den nächsten Flug KEINE Airline auswählen die über Russland fliegt.
Das Risiko einer möglichen ausserplanmäßigen Landung in Russland mit allen möglichen weiteren personellen Risiken ist mir einfach zu groß.
Beitrag vom 11.10.2024 - 11:56 Uhr
Natürlich muss die EU bei den China-Strecken eingreifen, für genau so eine Kacke d.h. für eine kritische Masse gegen die Halbstarken dieser Welt wurde die EU gegründet.

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Dass die EU jetzt chinesische Autos bezollt liegt auch nur daran dass das was neues ist was sie bisher nicht durfte und nicht dass das eigentlich genau das ist wofür sie mal gegründet wurde ... und natürlich dass sie damit Deutschland schaden kann aber das ist ein anderes Thema.


Mit EU Eingriff würde wohl auch ein A340 kostendeckend fliegen können aber das würde er ja wohl auch so ganz ohne politische Situation weil amortisiert.

Bei der Kurzstreckenflotte sehe ich auch eine Überalterung und das kann man der Lufthansa auch zuschreiben da es weder beim Neo noch der A220 größere Verzögerungen gab und die sowohl beim Neo als auch der CSeries schon sehr früh dabei waren und so viele gute Lieferslots bekommen hätten. Auch ist die Kurzstrecke natürlich wesentlich besser langfristig planbar weil man die wirtschaftliche und regulatorische Lage vor Ort ja kennt.

Aber dass die Lufthansa als irgendeiner von x Kunden des A350 noch nicht alle hat und/ oder keine besonders günstigen Liefertermine bekommen würde wenn sie wann auch immer bestellt und deswegen auch keine große Motivation hat das zu tun kann man ihr nicht wirklich ankreiden. Der A350 ist ein tolles Flugzeug aber aus inzwischen schon historischen Gründen ist die Lufthansa eben an Boeing gebunden und wenn die 777x mal da ist wird die Wirtschaftlichkeit dank Rabatten umso höher ausfallen und alle werden sich freuen.

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OT-Anteil gelöscht.
Weitere Beiträge dieser Art führen zu Konsequenzen.
Fly-away Moderator

Dieser Beitrag wurde am 11.10.2024 23:40 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 11.10.2024 - 09:11 Uhr
SAS und LOT ziehen sich jetzt auch aus China zurück. Ist halt nicht nur Lufthansa welche Probleme gegen die Konkurrenz ankommen.
Die EU muss da dringend eingreifen.


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