Drohender Handelskrieg
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Was die US-Zollankündigung für Airbus bedeutet

Delta Airbus A350-900
Delta Airbus A350-900, © Airbus

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WASHINGTON - 20 Prozent auf alles: US-Präsident Donald Trump hat ein gewaltiges Zollpaket geschnürt, das auch die Europäische Union hart trifft. Der Pauschalzoll dürfte auch Airbus neue Geschäfte mit US-Kunden erschweren, das aktuelle Exportrisiko ist für den Konzern aber begrenzt.

Die US-Regierung führt neue pauschale Zölle in Höhe von zehn Prozent auf die meisten Importe in die Vereinigten Staaten ein. Für viele Länder sollen je nach Handelsdefizit höhere Strafabgaben greifen, wie der Republikaner im Rosengarten des Weißen Hauses ankündigte.

Auf Einfuhren aus der Europäischen Union in die USA sind demnach neue Zölle in Höhe von 20 Prozent vorgesehen.

Es ist der bisher aggressivste und folgenschwerste Schritt in der Handelspolitik des US-Präsidenten. Dies dürfte die Weltwirtschaft im erheblichen Maße belasten. Ein Handelskrieg mit der EU scheint nun unausweichlich.

Airbus stellt sich seit Monaten auf den US-Zölle ein. Für den Konzern sind die keine ganz neue Erfahrung: 2019 hatte Trump Airbus-Importe in die USA im Kontext eines Subventionsstreits mit der EU bereits mit 10 Prozent Zoll beaufschlagt. Seinerzeit hatte Airbus US-Kunden von eigentlich folgerichtigen Preiserhöhungen freigestellt - und die Zölle absorbiert.

Dieses Mal will Airbus eine andere Strategie fahren. "Wir haben enorme Nachfrage aus dem Rest der Welt", sagte Airbus-Chef Guillaume Faury kürzlich dem US-Sender "CNBC". "Wenn wir also erhebliche Schwierigkeiten bekommen, in die USA zu liefern, können wir (...) Lieferungen an andere Kunden vorziehen."

A220- und A321neo-Auslieferungen an die US-Großabnehmer Delta, American Airlines, United Airlines, JetBlue Airways und Breeze kann Airbus ohnehin weitgehend über die Linien in Mobile und damit zollfrei abbilden.

Laut Kreisen will Airbus auch A321XLR für den US-Markt in Alabama montieren. Im laufenden Jahr soll in Mobile eine zweite A320neo-Endmontagelinie in Betrieb gehen.

Erste A321XLR für den US-Markt laufen allerdings in Hamburg von Band, die erste A321XLR für American Airlines hat in Finkenwerden vor wenigen Tagen ihren Erstflug absolviert. United rechnet nach Programmverzögerungen inzwischen erst 2026 mit dem kompakten Langstreckenflugzeug.

Etwaige 20-Prozent-Basiszölle könnten in erster Linie Widebody-Lieferungen in die USA verteuern - und damit vor allem Delta treffen.

Die Airline hatte zuletzt neun A350-900, 20 A350-1000 und noch sechs A330-900 offen. Den A350-Auftrag hatte Delta erst 2024 um das Topmodell A350-1000 erweitert, die Lieferungen sollen 2026 einsetzen.

Ein Auftrag über 45 A350-900 von United Airlines, den Airbus seit Jahren durch die Bücher schleift, galt schon vor den neuen Zollwehen als zweifelhaft. Die United-Order ausgeklammert, entfallen noch rund vier Prozent des aktuellen A350-Auftragsbestands auf den US-Markt.

Ein weiteres Hochschaukeln eines Handelskriegs bedeutet für die Luftfahrtindustrie weltweit einen Stresstest. Airbus und Boeing beziehen viele Vorprodukte aus einem international verflochtenen Lieferkettensystem.

"Zölle sind ein Thema, sowohl für Flugzeuge als auch für Ersatzteile wie Triebwerke", hatte Lufthansa-Chef Carsten Spohr zuletzt vor einer Eskalation gewarnt.

Trump will ein kompliziertes System einführen, das sowohl wechselseitige als auch pauschale Strafabgaben enthält: Zölle in Höhe von zehn Prozent sollen universell auf Importe aus allen Ländern in die Vereinigten Staaten gelten. Jenseits davon soll es individuelle Strafabgaben geben, die je nach Land variieren.

Dabei werden besonders jene Länder ins Visier genommen, die aus Sicht der USA besonders hohe Handelsbarrieren für amerikanische Produkte haben. Trump moniert neben Zölle immer wieder andere Handelshemmnisse wie Importvorgaben, Subventionen oder andere Regularien.

Ob einzelne Branchen wie die Luftfahrtindustrie am Ende doch im Kleingedruckten ausgeklammert werden, ist unklar. Boeing ist der größte US-Exporteur - und damit ein leicht zu treffendes Ziel für Gegenzölle.

In Seattle sei man zuletzt nicht davon ausgegangen, "dass es Zölle auf Flugzeuge oder Teile geben wird", sagte Ryanair-Chef Michael O'Leary vergangene Woche auf einer Branchenkonferenz in Brüssel.

BDLI: Westen bremst eigene Wettbewerbsfähigkeit

"Europa und Amerika sind in der Luftfahrt eng verwoben. Unsere Unternehmen sind einander auf Zulieferungen dringend angewiesen. Teilweise gibt es im Produktionsprozess sogar mehrmals Grenzüberquerungen", sagte die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI), Marie-Christine von Hahn. "Diese transatlantischen Zölle nutzen ausschließlich unseren Konkurrenten. Somit bremst der Westen seine eigene Wettbewerbsfähigkeit"

Rundumschlag

Trump setzt seit dem Wiedereinzug ins Weiße Haus - ähnlich wie in seiner ersten Amtszeit - auf Zölle. Er verhängte bereits Strafabgaben auf alle Aluminium- und Stahlimporte, brachte Zölle in Höhe von 25 Prozent auf importierte Autos und Autoteile auf den Weg, führte erhöhte Zölle auf alle Waren aus China ein und nahm seine Nachbarn Kanada und Mexiko ins Visier.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Airbus | 03.04.2025 08:52

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Beitrag vom 11.04.2025 - 20:16 Uhr
> @EricM
> Sie glauben also wirklich dass die Börsen weniger stark gefallen wären wenn EU und co. die Nummer zu einem weltweiten Handelskrieg also sozusagen einen "Handelsweltkrieg" eskaliert hätten?

Nein, das war nicht meine Aussage.

Sie und andere haben hier sinngemäß 'eine Sprache der Stärke' d.h. Gegenzölle d.h. einen Handelskrieg gefordert und das hätte wohl nicht nur die US Börsen nicht nur in diesem Maße abstürzen lassen.


Nein, ich sagte die Aktienmärkte würden _weniger_ stark fallen, wenn die EU sich - wie Sie vorgeschlagen hatten - direkt unterwerfen und auf Goodwill hoffen würden.
Das hätte zu einer weniger starken Motivation seitens der UA geführt, die Zölle wieder aufzuheben.

Das war also in etwa das Gegenteil von dem, was Sie mir im letzten Post unterschieben wollten.

Was war dann mit "Unser Schaden, also der der EU, wäre dagegen maximiert worden." gemeint?

Die aktuelle Situation war: Die USA hatten gerade Zölle auf EU Waren in Höhe von 20% eingeführt.
Ihr Vorschlag: EU streicht ihre Zölle und hofft auf gutes Wetter.
Stand nach Umsetzung: 20% zu 0% Zoll.
Daraus wäre gefolgt: Schaden (erschwerte Exporte in die USA) ausschließlich für die EU.
Und daraus abgeleitet wenig Druck für die USA an der Situation was zu ändern.

Eben nicht 20% zu 0% sondern 20% zu 10%!

Für Flugzeuge usw. sind 10% zwar nicht (mehr) das Ende aber in den absoluten Beträgen immernoch viel.
Beitrag vom 11.04.2025 - 19:03 Uhr
@EricM
Sie glauben also wirklich dass die Börsen weniger stark gefallen wären wenn EU und co. die Nummer zu einem weltweiten Handelskrieg also sozusagen einen "Handelsweltkrieg" eskaliert hätten?

Nein, das war nicht meine Aussage.

Sie und andere haben hier sinngemäß 'eine Sprache der Stärke' d.h. Gegenzölle d.h. einen Handelskrieg gefordert und das hätte wohl nicht nur die US Börsen nicht nur in diesem Maße abstürzen lassen.


Nein, ich sagte die Aktienmärkte würden _weniger_ stark fallen, wenn die EU sich - wie Sie vorgeschlagen hatten - direkt unterwerfen und auf Goodwill hoffen würden.
Das hätte zu einer weniger starken Motivation seitens der UA geführt, die Zölle wieder aufzuheben.

Das war also in etwa das Gegenteil von dem, was Sie mir im letzten Post unterschieben wollten.

Was war dann mit "Unser Schaden, also der der EU, wäre dagegen maximiert worden." gemeint?

Die aktuelle Situation war: Die USA hatten gerade Zölle auf EU Waren in Höhe von 20% eingeführt.
Ihr Vorschlag: EU streicht ihre Zölle und hofft auf gutes Wetter.
Stand nach Umsetzung: 20% zu 0% Zoll.
Daraus wäre gefolgt: Schaden (erschwerte Exporte in die USA) ausschließlich für die EU.
Und daraus abgeleitet wenig Druck für die USA an der Situation was zu ändern.
Beitrag vom 11.04.2025 - 18:44 Uhr
@EricM
Sie glauben also wirklich dass die Börsen weniger stark gefallen wären wenn EU und co. die Nummer zu einem weltweiten Handelskrieg also sozusagen einen "Handelsweltkrieg" eskaliert hätten?

Nein, das war nicht meine Aussage.

Sie und andere haben hier sinngemäß 'eine Sprache der Stärke' d.h. Gegenzölle d.h. einen Handelskrieg gefordert und das hätte wohl nicht nur die US Börsen nicht nur in diesem Maße abstürzen lassen.


Nein, ich sagte die Aktienmärkte würden _weniger_ stark fallen, wenn die EU sich - wie Sie vorgeschlagen hatten - direkt unterwerfen und auf Goodwill hoffen würden.
Das hätte zu einer weniger starken Motivation seitens der UA geführt, die Zölle wieder aufzuheben.

Das war also in etwa das Gegenteil von dem, was Sie mir im letzten Post unterschieben wollten.

Was war dann mit "Unser Schaden, also der der EU, wäre dagegen maximiert worden." gemeint?


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