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Dassault-Chef Trappier strapaziert mit neuen Forderungen die Nerven der Verantwortlichen im FCAS-Programm. Bis 2040 soll das integrierte europäische Luftkampfsystem stehen, Teilsysteme angesichts der Bedrohung durch Russland gerne eher.
Bei einem Treffen in Berlin beauftragten Bundeskanzler Friedrich Merz und der französische Präsident Emmanuel Macron jetzt ihre Verteidigungsminister, bis Ende August "eine realistische Perspektive über die weitere Zusammenarbeit im FCAS-Konsortium zu evaluieren und Vorschläge für die Beilegung bestehender Konflikte zu unterbreiten".
Klare deutsche Erwartung ist nach den Worten eines Regierungssprechers, dass sich Dassault "an die bestehenden Vereinbarungen hält". Danach sollen Dassault, Airbus Deutschland und das spanische Unternehmen Indra jeweils zu einem Drittel an dem Projekt beteiligt werden.
Berichten zufolge strebt Dassault nun aber 80 Prozent an, was für Deutschland unter keinen Umständen infrage kommt. Gelingt es Frankreichs Verteidigungsminister Sebastian Lecornu nicht, Trappier in der Sommerpause einzuhegen, muss FCAS neu aufgesetzt werden.
Der Dassault-Boss fiel zuletzt mit hemdsärmeligen Ansagen an Programmstaaten und Partnerunternehmen auf. "Ich bin der Ansicht, dass wir die Projektleitung innehaben sollten", provozierte Trappier auf der Paris Air Show in einem Interview mit "Bloomberg TV". "Wir sind die einzigen, die die Technologie beherrschen - wer sonst in Europa kann eine Rafale bauen?"
Diese Woche legte der selbstbewusste Konzernlenker bei Vorlage der Dassault-Quartalszahlen nach. "Die Frage ist nicht, ob Dassault (bei FCAS) aussteigt oder nicht, sondern ob das Projekt fortgesetzt wird oder nicht", stellte Trappier laut "Flight Global" das Programm infrage. "Wir brauchen eine klare Führung."
Mit der Projektorganisation von Airbus, die eine enge Abstimmung der Partnerunternehmen untereinander vorsieht, hat Trappier ein ganz grundsätzliches Problem. "Wir glauben nicht an die (Managementstruktur), die beim Eurofighter verwendet wurde. Wir glauben an die Methode der Rafale, wir glauben daran, es allein zu machen", sagte der Manager.
Noch vermeidet Airbus eine öffentliche Konfrontation mit Dassault. Trappier mache "alte Themen" wieder auf, sagte der Chef der Airbus-Verteidigungssparte Michael Schöllhorn gegenüber "Bloomberg". Das mache die Zusammenarbeit nicht unbedingt einfacher. Immerhin seien die Projektverträge "sorgfältigst" verhandelt worden.
"Viel Druckausgleich"
Hinter vorgehaltener Hand werden Beteiligte deutlicher. Dassault arbeite "schon immer nach dem Prinzip Kommando und Kontrolle", sagte ein mit dem FCAS-Projekt vertrauter Airbus-Insider aero.de. "Das mag für Dassault funktionieren, in einem multinationalen Projekt geht dieser Ansatz bestimmt nicht auf."
Raum für Nachverhandlungen sehen Szenekenner bereits wegen der politischen Dimension des auf 40 Milliarden Euro bugetierten Rüstungsvorhabens nicht. "Bei FCAS ist ohnehin schon viel Druckausgleich in den Verträgen drin", sagte der Insider.
Eine Liebeshochzeit war das FCAS-Team zwar ohnehin nie - was aber, wenn das Konsortium 2025 nicht überdauert? Airbus arbeitet im Eurofighter-Programm seit Jahrzehnten eng mit Leonardo und BAE Systems zusammen, die mit GCAP eine Gegenentwurf zu FCAS aufsetzen.
Airbus-Chef Guillaume Faury hatte zuletzt eine Zusammenlegung der Programme in den Raum gestellt - insgeheim vielleicht ein Plan B, falls Dassault sich aus dem FCAS-Projekt katapultiert. Bei BAE Systems stößt Faurys Idee auf Gegenliebe.
© aero.de, dpa-AFX | Abb.: Airbus | 26.07.2025 06:24







Kommentare (3) Zur Startseite
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Wobei Merz natürlich nicht die Eier und Pistorius nicht das Gehirn hat da einen Schlussstrich zu ziehen.
Am schlausten wäre es jetzt sich bei Trump einzuschmeicheln ohne dass ers merkt um dann bei der "F35 Neo" oder was auch immer Lockheed da gerade plant eine führende Position welche unter klar denkenden Präsidenten unmöglich zu erreichen wäre zu bekommen.
Man bekäme für deutlich weniger Geld deutlich größere Arbeitsanteile an einem deutlich besseren Flugzeug welches deutlich schneller fertig sein wird.
Wobei "Arbeitsanteil" natürlich nicht heißt dass Rheinmetall ein paar Bleche biegt sondern dass z.B. MTU die Hälfte vom Triebwerk entwickelt und baut und/ oder Hendsolt die Optronik etc.
Großbritannien entwickelt und baut das Heck, den Liftfan und große Teile der EloKa Suite also scheint das grundsätzlich möglich zu sein.
Aus deutscher Sicht finde ich diese ständigen Probleme die sich mit internen Streitereien anstatt einem zügigem Umsetzen des Projektes beschäftigen mehr als ärgerlich und zudem unnötig sehr teuer. Wenn Dassault so gut ist sollen sie ihren eigenen Fighter bauen und Deutschland in Form von Airbus Deutschland aussteigen und bei Tempest anfragen ob man dort mitwirken kann. Es scheint leider nicht zum ersten mal so zu sein, dass eine Zusammenarbeit mit den Franzosen hier am Napoleonkomplex scheitert der es der "Grande Nation" einfach nicht erlaubt die aktuellen Realitäten anzuerkennen und weiter auf lange vergangenen Träumen beruht. Dann sollte man nicht stören, weiter träumen lassen und gemeinsam mit Japan, Italien und Großbritannien Europas Fighter der nächsten Generation entwickeln. Da Spanien auch schon genervt ist machen die bestimmt auch gerne ohne Dassault bei Tempest weiter. Diese Streitereien werden für die Laufzeit des Projektes ja nicht behoben, auch nicht wenn man Dassault nun wieder auf Linie bringt. Der Irrglaube besser als alle anderen Partner zu sein wird auch die nächsten Jahre weiter bestehen und das Projekt permanent stören.
Dieser Beitrag wurde am 27.07.2025 10:39 Uhr bearbeitet.