Flugsicherheit 2014
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Zu viele Tote bei historisch geringer Unfallrate

Boeing 777 der Malaysia Airlines
Boeing 777 der Malaysia Airlines, © Ingo Lang

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AMSTERDAM - MH370, MH17, Air Algerie 5017 und kurz vor Jahresende AirAsia 8501 - vier von 21 Unfällen in der Weltverkehrsluftfahrt, die 2014 tödlich endeten. Jeder der 990 Toten, so viele Opfer dokumentierte die Flight Safety Foundation, ist einer zu viel. Dennoch war 2014 kein unsicheres Flugjahr.

Die 21 schweren Flugzeugunglücke der vergangenen zwölf Monate stellen in den Zahlen des von der Flight Safety Foundation geführten "Aviation Safety Network" (ASN) sogar einen historischen Tiefstwert dar. Zwar habe 2013 mit 265 Toten deutlich weniger Opfer gefordert, die allerdings bei 29 Unglücksflügen umkamen.

Gemessen an der Zahl der fatal ausgegangenen Unfälle sei 2014 "das sicherste Jahr" in den Daten der Stiftung gewesen, sagte ASN-Präsident Harro Ranter. "Seit 1997 geht die Zahl der Flugzeugunfälle kontinuierlich zurück." Ranter führt dies auf Initiativen der IATA, ICAO, der Flugzeugindustrie und auch der eigenen Stiftung zurück.

Bei acht der 21 tödlichen Flugunfälle waren 2014 Passagierflüge betroffen. Das ASN legt für 2014 etwa 33 Millionen weltweit durchgeführte Flüge zu Grunde und errechnet so einen tödlichen Passagierflug auf 4,125 Millionen Flüge.

Trotz dieser Zahlen brannten sich vor allem die Bilder des folgenschwersten Zwischenfalls ins kollektive Gedächtnis: 298 Passagiere und Mitarbeiter von Malaysia Airlines verloren am 17. Juli 2014 ihr Leben, weil ihre Boeing 777 auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur die Ukraine überflog.

Flug MH17 wurde in den Zahlen der ASN berücksichtigt, fiel bekanntermaßem jedoch keinem Unfall zum Opfer.

ASN
Kein einfacher Vergleich: Unfälle und Tote im Weltluftverkehr 2014 und 2013, © Aviation Safety Network
© aero.de | Abb.: Swiftair | 07.01.2015 09:55

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Beitrag vom 09.01.2015 - 01:38 Uhr
@ weideblitz & Godzilla

Danke für Eure interessanten Meinungen. Gerne gelesen!

Ich gehe aber mit meinen Gedanken noch weiter runter in der Kette.
Machen wir uns nichts vor.
Als Beispiel AF447. Man erkennt an den Daten nur, dass falsche Signale vorlagen. Das die Crew am Ende diese falsch interpretiert und gehandelt hatten, kommt noch on top. Nächstgelegene Ursache in der Kette für die falschen Signale sind das Wetter. Aber nur, weil man davon ausgeht, dass die Signalgeber in Ordnung waren. Ob dem wirklich so war, stelle ich jetzt mal einfach als angenommen hin.
Mir ist nicht bekannt das man den verbogenen Schrott so weit im Detail bergen und nachträglich analysieren konnte, ob nicht doch schon im Vorfeld eine Verkettung von "Human Factors" eingetreten ist. Sei es bei der Herstellung der Probes, dem Einbau bzw. der Wartung etc.

War jetzt nur Beispielhaft. Ist jetzt alles sehr weit gedacht, ich weiß. Trotzdem glaube ich das es eine erhebliche Dunkelziffer von weit vorläufigen "Human Factors" in der Luftfahrt gibt, die am Ende zu Unfällen führen. Weil man gar nicht so weit im Detail rückwirkend nachvollziehen kann. Dafür wird am Ende viel zu viel zerstört.

Denken wir aber nicht immer nur an die tödlichen Abstürze. Nimmt man die unzähligen "Incidents" mit in die Kalkulation, sieht es nämlich schon wieder ganz anders aus.
Diese sind aber nur Aufgrund des technischen Fortschritts und/oder der dem hohen Stand an Kompetenz der fliegenden Besatzungen NICHT in eine Tragödie geendet.

Aber genau an diesem Kettenglied, nämlich am Boden, wird die Stellschraube immer weiter auf Druck, Stress und ... und ... und ... angezogen. In allen bis zum letztlichen Endprodukt Flugzeug "clear to service" tätigen Personenkreisen.

Darunter meine größte Sorge. Nämlich das ständige ausweiten vom, sorry ich hasse den Wortlaut mittlerweile, "Outsourcing"
Die Anzahl der Schnittstellen sind mittlerweile so hoch, das man sie gar nicht mehr zählen kann. Und jede Schnittstelle, da kannst Du noch so viele Dokumente, Stempel und und und einbauen, bedeutet am Ende ein Verlust. Die Summe der kleinen Verluste aber, kann am Ende ein Flugzeug vom Himmel holen.

Solange, bis auch das letzte noch so ausgefeilte technische System nicht mehr greift!

Und genau da, wandern wir in der Luftfahrt gerade hin.


JE SUIS CHARLIE!

Dieser Beitrag wurde am 09.01.2015 02:05 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 08.01.2015 - 22:59 Uhr
@Aileron
Sieht schön aus wie die Kurve so seit den 40er Jahren stetig in den Keller geht. Immer mehr Flugbewegungen und PAX, und die Unfallrate sinkt.

Genau genommen sinken beide Kurven erst ab Mitte/Ende der 90er Jahre. Und das ist auch genau der Zeitpunkt, ab dem Flugzeuge in Stückzahlen mit mordernen Flugcomputern und FBW eingeflottet wurden (u.a. A320, B777)

@Godzilla7
Die Statistik suggeriert daher meiner Meinung nach das falsche Bild. Bei wirklichen Unfällen sind in 2014 weniger als die hälfte der hier angegebenen 990 Passagiere ums Leben gekommen.


Die Statistik soll Daten für die Bewertung der Gefahren der Luftfahrt im Allgmeinen und nicht die des Flugzeugs/Pilots darstellen. Und dafür müssen immer alle Vorkommnisse herangezogen werden, also nicht nur Unfälle aufgrund von Fehlern im System Flugzeug/Pilot, sondern auch Unfälle, die durch Vorsatz verursacht wurden (das sind leztendlich auch Unfälle!). Sonst liesse sich die Statistik aus den 60er-80er Jahren mit den zahlreichen Entführungs-Unfällen prima frisieren...

Ich glaube ehr, dass der Menschliche Faktor in Kombination mit der modernen Technik mehr und mehr zum Problem wird. Die Moderne Technik die letztlich wie von dir beschrieben Fehler verhindern soll hat in Kombination mit falschem Verhalten der Crew eben auch schon zu einigen Fehlern (auch Tödlichen) geführt. AF447 ist nur ein trauriges Beispiel dafür, auch wenn die Technik hier sicher nicht der einzige Faktor war. Wenn Piloten sich zu sehr auf die Technik verlassen und im Notfall nicht mehr in der Lage sind ein eigentlich intaktes Flugzeug von Hand in der Luft zu halten ist dies sehr bedenklich.


In den Jahrzehnten nach WWII gab es viel mehr singuläre Gründe für Abstürze, darunter auch einige, die nur auf technische Ursachen zurückzuführen waren (z.B. DC10 Sioux, B767 Laudaair). Aber heute sind Piloten und die Technik deutlich besser geworden. Diese Mischung hat z.B. einer QF32 doch noch einen gutes Ende beschert.

Die heutigen Unfälle sind häufiger eine Kombination von Gründen menschlicher und technischer Faktoren. Diese haben aber zahlenmäßig nicht zugenommen, sondern die Unfälle mit singulären Ursachen haben stark abgenommen. Und nur desegen 'scheint' es so, als gäbe es heute die zunehmende Unfallursache Mensch-Maschine-Schnittstelle. Die nackten Zahlen geben das aber nicht her.

Und das liegt klar daran, das zum Einen die Piloten in Summe besser trainiert sind (siehe gerade den A320-Höhenverlust-Vorfall bei der LH) und zum Anderen der Computer nun auch menschliche Fehler ausbügelen kann. Leider gibt es keine Statistik darüber, wieviel Unfälle der Computer bereits verhindert hat, aber es sind sicherlich etliche.

Der Mensch ist (und bleibt) faktisch die mit Abstand grössere Fehlerquelle als der Computer, auch wenn es in der Abstimmung zwischen beiden manchmal klemmt (AF447, aber auch OZ214 und TK1951). Deswegen gibt es völlig zurecht den klaren Trend hin zur Automatisierung - in der Automotive-Branche passiert jetzt selbiges auch (siehe aktuelle CES).

Dieser Beitrag wurde am 08.01.2015 23:00 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 08.01.2015 - 08:54 Uhr
MH17 war ganz klar kein Unfall sondern ein Terrorakt bei dem weder die Crew noch die Technik schuld haben. Auch MH 370 war mit hoher Wahrscheinlichkeit kein Unfall. Die Statistik suggeriert daher meiner Meinung nach das falsche Bild. Bei wirklichen Unfällen sind in 2014 weniger als die hälfte der hier angegebenen 990 Passagiere ums Leben gekommen.

@ Aileron

>Betrachtet man den eigentlichen prozentuale Anteil "Human Factor" in den letzten Jahren, wird man feststellen, das sich da eigentlich nicht mehr viel bewegt. Natürlich haben die menschlichen Fehler nicht mehr die Auswirkung in einen tödlichen Unfall. Das verhindert ja die moderne Technik.

Ich glaube ehr, dass der Menschliche Faktor in Kombination mit der modernen Technik mehr und mehr zum Problem wird. Die Moderne Technik die letztlich wie von dir beschrieben Fehler verhindern soll hat in Kombination mit falschem Verhalten der Crew eben auch schon zu einigen Fehlern (auch Tödlichen) geführt. AF447 ist nur ein trauriges Beispiel dafür, auch wenn die Technik hier sicher nicht der einzige Faktor war. Wenn Piloten sich zu sehr auf die Technik verlassen und im Notfall nicht mehr in der Lage sind ein eigentlich intaktes Flugzeug von Hand in der Luft zu halten ist dies sehr bedenklich.

Es wird interessant zu erfahren was die Ursache für den Air Asia Crash war. Auch hier ist eine Kombination aus Technik und Menschlichem Versagen durchaus denkbar.

Dieser Beitrag wurde am 08.01.2015 09:05 Uhr bearbeitet.


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