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Insgesamt schrumpfte der Konzernumsatz im vergangenen Jahr um 6 Prozent auf 64,3 Milliarden Dollar. Besonders das Schlussquartal lief schwach. Der Jahresgewinn explodierte nur deshalb von 1,3 Milliarden auf 3,3 Milliarden Dollar, weil Boeing im Vorjahr milliardenschwere Belastungen aus den Verzögerungen verbucht hatte und obendrein ein sattes Steuergeschenk am Firmensitz in Chicago eintrudelte.
Mit Pannen startet der Flugzeugbau-Gigant ins neue Jahr. Der mittelgroße Langstreckenjet 787 kommt nach andauernden technischen Problemen erst im dritten Quartal und damit drei Jahre später als geplant. Der vergrößerte Jumbo 747-8 hinkt dem Zeitplan anderthalb Jahre hinterher und soll Mitte des Jahres an den ersten Kunden ausgeliefert werden.
Die Verkäufe des großen Dreamliner-Bruders 777 fielen schlechter aus als erwartet. Stattdessen erwiesen sich die Kurz- und Mittelstreckenflieger der 737-Baureihe als Verkaufsrenner. Über alle Programme will Boeing im laufenden Jahr wieder mehr Flugzeuge ausliefern. Der Konzern erwartet eine Produktion zwischen 485 und 500 Jets.
Boeing-Chef sieht Gewinn bröckeln
Boeing-Chef Jim McNerney sieht im laufenden Jahr den Gewinn um schlimmstenfalls 15 Prozent abbröckeln. Grund sind unter anderem die Belastungen aus der späten Ankunft des Dreamliner. Boeing entgehen nicht nur Einnahmen, der Konzern muss auch die Fluggesellschaften für die Verzögerungen entschädigen und mehr Geld für die Fertigstellung aufwenden.
Der Konzernumsatz 2011 soll mit den ersten Auslieferungen der 787 und 747-8 laut McNerney wieder auf 68 bis 71 Milliarden US Dollar anziehen.
Boeing hatte den 787-Start erst vor einer Woche zum siebten Mal verschoben. Neuartige, leichte Verbundmaterialien machten von Beginn an Probleme, hinzu kamen eine komplizierte Elektronik und unzuverlässige Zulieferer. Zu allem Überfluss brannte es im November auch noch in einer Schalttafel, was die Piloten einer Testmaschine zu einer Notlandung zwang.
Boeing erwartet, in diesem Jahr noch 25 bis 40 787 und 747-8 an die Kunden ausliefern zu können. Dieses Auslieferungsziel werde sich laut McNerney weitgehend paritätisch auf die 787 und 747-8 verteilen.
McNerney hielt am Mittwoch an der aktuellen ramp up-Planung im 787-Programm fest, gestand aber zu, dass das angestrebte Fertigungslos von zehn Einheiten im Monat erst gegen Ende des Jahres 2013 erreichbar sei. "Wir hatten (...) gewisse zeitliche Puffer in unseren ramp up-Plan eingebaut, die durch die jüngsten Verzögerungen allerdings weitgehend aufgezehrt wurden", sagte McNerney in einem Webcast nach Vorlage der Bilanz.
Rüstungssparte soll zulegen
Die von Einschnitten im US-Verteidigungshaushalt betroffene Rüstungssparte soll zulegen. Boeing stellt unter anderem Kampfjets und unbemannte Drohnen her. Das Geschäft mit Weltraumtechnik läuft dagegen Gefahr, noch weiter zu schrumpfen. Der wichtige Kunde NASA muss sparen. Konzernweit sieht McNerney den Umsatz in diesem Jahr auf 68 Milliarden bis 71 Milliarden Dollar steigen.
Der europäische Konkurrent EADS , Mutterkonzern von Airbus, legt seine Jahreszahlen am 9. März vor. Zuletzt hatte Airbus zum wiederholten Male mehr Verkehrsjets ausliefern können als Boeing. Allerdings hat auch Airbus mit Pannen und Verzögerungen bei seinem doppelstöckigen A380, dem "Dreamliner"-Gegenstück A350 sowie beim Militärtransporter A400M zu kämpfen.
Die beiden Konzerne teilen sich den Markt der mittleren bis großen Verkehrsmaschinen auf und liefern sich seit Jahren vor der Welthandelsorganisation WTO eine Schlammschlacht. Dabei geht um die Rechtmäßigkeit staatlicher Hilfen.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: The Boeing Company | 26.01.2011 14:55
Kommentare (7) Zur Startseite
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ja, es dürfte interessant werden, die auch hier bestätigten Ziele <
im Herbst mit der Wirklichkeit zu vergleichen. Möge das Werk gelingen.
mfg n
http://www.aviationweek.com/aw/commercial/?channel=comm
Hierbei auch Anmerkungen zu 737, 787 ETOPS,...
Z. Z. fliegen die 787 nur mit einer temporären Lösung ihres "Stromproblemes" .
Aber 2011 wird noch spannend und das Hochfahren der Produktion 747 und 787 (zwei Endmontagestandorte) dürfte auch eine Herausforderung sein.
.
alles gut und richtig. von der drosselung der 777 wusste ich nicht.
abgesehen davon sind dann wohl, wie fast überall, die finanzrechner besser als technik, verkauf oder marketing oder ceo. denn auch nach deinen aussagen haben die finanzchefs den braten aus 787+748 bereits gerochen und eingerechnet und sich nicht vom wunschdenken der verkäufer anstecken lassen.
saludos a todos
charlie.f.kohn@sixpence-pictures.com
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