50 Jahre Ur-Airbus
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Wie die A300 die Luftfahrt veränderte

Fedex Airbus A300-600F
Fedex Airbus A300-600F, © Airbus

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FRANKFURT - Außer Air France und der Lufthansa wollte zunächst niemand dieses Flugzeug haben. Die A300, das erste von Airbus entwickelte Passagierflugzeug, drohte als Ladenhüter zu versauern. 50 Jahre nach dem Erstflug am 28. Oktober 1972 sind immer noch rund 250 der 816 je gebauten A300 weltweit unterwegs, meistens als Frachter.

Bei seiner ersten Präsentation im September 1972 in Toulouse stand das zweistrahlige Großraumflugzeug noch deutlich im Schatten des spektakulären, inzwischen aber längst eingemotteten Überschall-Jets Concorde.

Die brave A300 begründete den kommerziellen Erfolg des 1970 gegründeten europäischen Gemeinschaftsunternehmens Airbus, das heute mit dem einst übermächtigen US-Konkurrenten Boeing um die Weltspitze rangelt.

Der Luftfahrt-Experte und Chefredakteur der Webseite aerobuzz.de, Volker Thomalla, spricht von einer "revolutionären Idee", die dazu geführt habe, dass sich die komplette Luftfahrtindustrie neu ordnen musste. "Ohne den Airbus A300 würde es Airbus in der heutigen Form nicht geben", ist er sich sicher.

Airbus-Verkaufschef Christian Scherer war als Kind Zeuge des Erstflugs, weil sein Vater als Testingenieur mit an Bord war. "Mit dem Airbus A300 haben wir den Grundstein für unsere erfolgreiche europäische Zusammenarbeit gelegt", sagt Scherer heute und lobt die Flexibilität des damals in dreieinhalb Jahren entwickelten Flugzeugprogramms.

Airbus entwickelte daraus die kleinere A310 und 1983 die A300-600, die unter anderem bei DHL bis heute als Frachter unterwegs ist. Auch der riesige Beluga-Frachter stammt von der A300 ab. Wenige Passagier-Oldtimer stehen vor allem im Iran noch im Dienst, weil das boykottierte Land über Jahrzehnte keine neueren Flugzeuge kaufen konnte.

Die letzte A300 war nach über 35 Jahren Programmlaufzeit eine A300-600F für den US-Logistikkonzern Fedex aus dem Produktionsjahr 2007.

Der kommerzielle Erfolg der A300 ließ in den 70er Jahren zunächst lange auf sich warten, obwohl es durchaus eine Marktlücke für einen sparsamen Kurz- und Mittelstreckenjet mit bis zu 300 Plätzen zu geben schien. Über den Ozean durften zweistrahlige Flugzeuge damals aus Sicherheitsgründen noch nicht fliegen. Aufkommensstarke Kurzstrecken gab es aber vor allem im US-Markt, wo sich die Kunden aber zurückhielten.

Sechs Monate kostenlos für Eastern Air Lines

Der Durchbruch gelang erst, nachdem Airbus-Chef Bernard Lathière der Eastern Air Lines vier Flugzeuge für ein halbes Jahr kostenlos zur Erprobung im Echtbetrieb zur Verfügung stellte. In den USA galt die A300 zu dieser Zeit eher als pummeliger Provinzjet aus Europa.

Die Easter-Piloten zeigten sich dann aber begeistert über das in vielen Details innovative Flugzeug, was zudem ein Drittel weniger Sprit brauchte als die dreimotorigen Jets der US-Konkurrenz.

1977 bestellte Eastern zunächst 23 Jets. Zahlreiche weitere Bestellungen auch anderer US-Gesellschaften folgten.

Air France Airbus A300
Air France Airbus A300, © Airbus
 
Beim Bau der Flugzeuge mussten die europäischen Partner etliche Hindernisse überwinden. Auf deutscher Seite stand die Deutsche Airbus GmbH, die viele Firmen des deutschen Flugzeugbaus versammelte, etwa Messerschmidt, Bölkow, oder Siebel. Doch die Montage erfolgte bei der französischen Aérospatiale in Toulouse, so dass riesige Flugzeugteile durch ganz Europa transportiert werden mussten.

Obwohl Großbritannien aus dem Airbus-Projekt ausgestiegen war, lieferte die britische Firma Hawker Siddeley auf eigenes Risiko die Flügel zu. Wegen zu großer Transportprobleme über Land setzte Airbus zunächst Boeing-Guppy-Frachter zwischen den Standorten ein und baute dann den eigenen Beluga.

Enorm vielseitig

Für die Logistiker von DHL Express ist der A300 nach wie vor das Rückgrat der Europaflotte, der Manager Markus Otto betont. "Die Vielseitigkeit dieses Flugzeuges, egal ob auf kurzen Strecken mit hoher Nachfrage oder auf unseren Langstrecken nach Westafrika oder den Nahen Osten, sucht ihresgleichen. Mechaniker wie Piloten lieben dieses Flugzeug für seine Zuverlässigkeit und seinen Charakter."

In ihrer langen Betriebszeit waren Jets der A300-Familie in eine Vielzahl von Unfällen, Angriffen und Unglücken involviert. 40 Totalverluste registriert die Datenbank des Hamburger Flugunfallbüros Jacdec allein für die A300.

1.327 Menschen kamen an Bord ums Leben, etwa beim Abschuss einer Iran Air über der Straße von Hormus 1988 oder beim Absturz eines American-Jets auf das Wohngebiet Belle Harbor in New York nur wenige Wochen nach den Anschlägen vom 11. September 2001.

Verantwortlich war kein Terrorist, sondern der unerfahrene Co-Pilot, der mit zu starken Steuerpedaleingaben das Seitenleitwerk zum Abriss brachte und die Maschine nicht mehr halten konnte.

Noch einige Jahre am Himmel

Dank der robusten Konstruktion konnte 2003 nahe Bagdad eine DHL-Maschine trotz Raketentreffers am Flügel noch sicher wieder zum Flughafen zurückkehren. Jacdec-Experte Jan-Arwed Richter kommt damit zu einem positiven Sicherheitsurteil für den Ur-Airbus: "In der Gesamtanalyse ist die A300 nach wie vor ein sehr solides, gutmütiges und sicheres Flugzeug, dass sicherlich noch einige Jahre am Himmel zu sehen sein wird."
© dpa-AFX | Abb.: Airbus | 23.10.2022 07:54

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Beitrag vom 25.10.2022 - 11:00 Uhr
Tja, jetzt nen A300neo mit A330neo-Cockpit samt FBW und neuen Composite-Flügeln, das wärs ;)

Tja, genaugenommen hat man diese sDlugzeugbdoch schon fertig im Programm. Nennt sich A330-800Neo und wird in einer Regionalversion angeboten. Das entspricht dann einer modernen A300-600. Aber das Problem: Keiner will dieses Flugzeug. Und Boeing hätte das auch die B787-8 aber die Verkauft sich auch kaum.

Das Problem an den Dinger ist das Strukturgewicht, mit dem sie immer noch herumfliegen müssen. Das ist genau das, was auch am A380 bemängelt wurde, dessen Flügel für ne größere -900 Version ausgelegt waren. Das kostet extra und das will keiner bezahlen.

Bevor Airbus da auch nur einen weiteren Gedanken reinstecken würde, kommt eher eine längere A322 mit neuem Flügel und längerem Fahrwerk in Frage.

Ne, das A32x-Design ist am Ende. Du kannst ne Röhre nicht beliebig lang verlänger. Da gibts ein Konstruktionsoptimum beim Verhältnis Rumpflänge zu -durchmesser bei ca. 1:10. Wenn man verlängert, dann muss man die Längsstabilität durch extra Struktur verstärken, was wieder extra Gewicht kostet, was natürlich keiner haben will.

Der A321 ist bei 44,5/4 = 11,1. Das ist noch ok, aber mehr wäre aufwändig. Vor allem, wenn man bedenkt, dass so ein Projekt mit neuen Flügeln und Pipapo ne Menge Geld kostet, weshalb man bei sowas gerne immer 2 Versionen bringt, d.h. wenn sich ein A322 rechen sollte, müsste es auch noch nen A323 geben, der wäre dann aber wirklich zu lang.
Konstruieren könnte man sowas natürlich, die 753 hatte ein Verhältnis von 1:14 und neue Compositewerkstoffe bieten einem auch mehr Spielraum, aber es ist halt nicht optimal.

Der A300 war dagegen bei 54/5,6 = 9,8 leicht zu kurz, weshalb man locker noch eine Version auf A338-Länge (59m) darüber anbieten könnte, das käme auf 1:10,5.

Und der Hauptvorteil: Der A300neo wäre auch wieder ein super Frachter, was wieder mehr Einnahmemöglichkeiten erschließt, ein A322 dagegen nicht.
Beitrag vom 25.10.2022 - 09:08 Uhr
Tja, jetzt nen A300neo mit A330neo-Cockpit samt FBW und neuen Composite-Flügeln, das wärs ;)

Wofür würde eine solche 'Variante':

- Kapazität: 250 - 350 PAX (je nach Konfiguration)
- Reichweite: 3500 - 6000 Km?

heute gebraucht werden?

Wieso nur 6000km?

Der A306 kam schon 7,500 km / 4,050 nm weit.

Okay, 7500 km.
Der A320XLR kommt mit 244 PAXen noch 1000 km weiter.

Wenn man jetzt anfinge, dann könnte man auch gleich mit dem Ultrafan planen. Das bewirbt RR mit 25% weniger Kerosinverbrauch im Vergleich zur ersten Trent-Generation. Das war der Trent700 am A330. Besser waren die CF6 am A300 ganz sicher auch nicht, also käme man allein mit dem Ultrafans schon mal 25% weiter -> 5000nm.

Aber wer braucht diesen Flieger? Und warum sollte AB (sicher nicht wenig) Geld in die quasi Neuentwicklung eines Fliegers stecken, den es schon (von zwei Anbietern - siehe Beitrag von @hmtlg) gibt!? Und für die es kein Interesse zu geben scheint.

Dazu dann noch bessere Aerodynamik und Gewichtsvorteile. Damit läge man dann genau im MoM-Bereich, den Boeing sogar mit ner kompletten 797-Neuentwicklung beglücken möchte.

Beglücken WOLLTE. Und dafür offensichtlich nicht genug Interessenten fand (von den anderen Problemen bei Boeing mal abgesehen).
Beitrag vom 25.10.2022 - 01:50 Uhr
Tja, jetzt nen A300neo mit A330neo-Cockpit samt FBW und neuen Composite-Flügeln, das wärs ;)

Tja, genaugenommen hat man diese sDlugzeugbdoch schon fertig im Programm. Nennt sich A330-800Neo und wird in einer Regionalversion angeboten. Das entspricht dann einer modernen A300-600. Aber das Problem: Keiner will dieses Flugzeug. Und Boeing hätte das auch die B787-8 aber die Verkauft sich auch kaum.
Bevor Airbus da auch nur einen weiteren Gedanken reinstecken würde, kommt eher eine längere A322 mit neuem Flügel und längerem Fahrwerk in Frage.


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