FRANKFURT - Die EU-Kommission erlaubt Lufthansa den Einstieg bei ITA Airways. Der nächste Übernahmekandidat liegt bereits in Griffweite: Lufthansa-Chef Carsten Spohr will sich die Privatisierung von TAP Air Portugal "intensiv ansehen" - der Südamerika-Spezialist TAP reizt allerdings nicht nur Lufthansa.
ITA Airways dockt bei Lufthansa an. Der Frankfurter Airlinekonzern hat nach einem monatelangen Tauziehen um Wettbewerbsauflagen diese Woche das
OK der EU-Kommission für Einstieg und eine spätere Komplettübernahme von ITA erhalten.
An einer Konsolidierung der europäischen Luftfahrt führt aus Lufthansa-Sicht kein Weg vorbei, um im Wettbewerb mit US-Airlinekonzernen und chinesischen Flugriesen dauerhaft zu bestehen.
"Lufthansa muss für ihre heutige Größe noch internationaler werden", unterstrich Lufthansa-Chef Carsten Spohr in einem Interview mit der
"FAZ" Interesse an weiteren Übernahmen. Das geht laut Spohr wegen begrenzter Flughafenkapazität "nur mit anorganischem Wachstum, also mit Übernahmen".
Die nächste Gelegenheit wartet in Portugal - dort will der Staat einen 2023 wegen Neuwahlen unterbrochenen Privatisierungsprozess für TAP Air Portugal wieder aufnehmen. "Wenn die Regierung in Portugal die Investorensuche einleitet, werden wir uns das intensiv ansehen", sagte Spohr.
Der Lufthansa-Chef erwartet IAG und Air France-KLM im Interessentenkreis und will Portugal mit dem Lufthansa-Integrationsmodell überzeugen. "Die Marke, die Identität einer Airline und ihre Drehkreuz-Funktion bleiben bei uns bewiesenermaßen erhalten", stellte Spohr der Regierung in Lissabon in Aussicht.
Während die Vorgängerregierung auf eine 51-Prozent-Privatisierung von TAP hingearbeitet hatte, kann sich die aktuelle Regierung durchaus einen Komplettverkauf - mit Garantien an Portugal - vorstellen. Einen Erhalt des Hubs in Lissabon wird Portugal jedem Interessenten abverlangen.
Lufthansa will die Südamerika-Lücke schließenDer Südamerikaspezialist TAP reizt Lufthansa nicht zum ersten Mal. Im Februar 2020 hatten das portugiesische Wirtschaftsmagazin "Jornal de Negocios" und die "Süddeutsche Zeitung" von einem möglichen Lufthansa-Einstieg bei TAP - in einem Gespann mit dem US-Partner United - Wind bekommen.
Lufthansa hatte die Presseberichte seinerzeit nicht kommentiert. Kurz darauf schaltete die Airlinebranche weltweit in den Krisenmodus.
An den Vorzeichen, die für einen Lufthansa-Deal mit TAP sprechen, hat sich auch vier Jahre später kaum etwas geändert. In Südamerika erodieren die Marktanteile der Star Alliance seit der frühere Partner TAM zu LAN abgezogen ist.
Südamerika fristet im Lufthansa-Netz ein Schattendasein - nur zwei Prozent seiner Verkehrserlöse erzielte der Kranich-Konzern 2023 im Südatlantikverkehr. Das soll so nicht bleiben.
"Wir würden unser Netzwerk (nach Südamerika) gerne ausbauen, aber dafür brauchen wir mehr 787", sagte Spohr im März. "Die großen Widebodies sind zu groß, kleinere Langstreckenflugzeuge wie die A340 für so lange Strecken aus Frankfurt und München nicht effizient genug."
© aero.de | Abb.: Airbus | 06.07.2024 07:39
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de
registrieren oder
einloggen.
Beitrag vom 06.07.2024 - 16:43 Uhr
Die strategischen Akquistionen müssen Ihre Kosten auch wieder einspielen.
Das steht außer Frage. Bisher kosten sie aber nur Geld.
Solche Akquisitionen werden nicht unter dem Gesichtspunkt beschlossen, ob sie mittel- und langfristig Geld bringen, sondern ob es Geld kosten würde, wenn man sie nicht beschließt. Soll heißen, auch ein negatives Ergebnis der Akquisition kann durchaus zu einem besseren Gesamtergebnis führen.
Dieser Beitrag wurde am 06.07.2024 17:44 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 06.07.2024 - 12:44 Uhr
Da verwechseln Sie aber was. M&A ist die Gruppe, Ihre Konditionen und Serviceprodukte muss Ihre Airline verdienen.
Die Gruppe muss das Geld aber auch irgendwo hernehmen. Und das muss erwirtschaftet werden.
Nicht zwangsläufig. Das kann auch der Invest aus sich heraus finanzieren. Bei ITA stehen die Preise für die drei Tranchen bereits fest und wenn der Wert steigt zahlt sich das im Grunde selbst. Aber es bleibt dennoch ein strategisches Investment gegenüber einem operativen Verlust, weil die Kosten/Ertagsnalance nicht stimmt.
Oder soll die Arbeit der Swiss Kollegen für die Konditionen bei anderen Airlines in der Gruppe herhalten?
Man könnte es genauso als Investment sehen, wie eine Airline zu kaufen. Denn auch das Geld, was man jetzt für die ITA aufwendet, haben vorher u.a die Kollegen der swiss erwirtschaftet.
Siehe oben. Kann ja auch geliehen sein und man zahlt mit Aktien zurück etc.
Die strategischen Akquistionen müssen Ihre Kosten auch wieder einspielen.
Das steht außer Frage. Bisher kosten sie aber nur Geld.
Nicht alle.
Die Aussage von CS war gestern, dass wenn! die TAP auf den Markt kommt, wird man sich das Paket genau anschauen. So wie das AF/KL und IAG auch machen werden. Es würde für alle drei gut passen. Da die TAP noch nicht auf dem Markt ist, ist der Titel eher irreführend.
Dass LH starkes Interesse an TAP hat, ist nun aber auch keine Neuigkeit. Ändert aber auch an meiner Aussage nichts, dass man vielleicht erstmal die bestehenden Baustellen abschließt, bevor man neue aufmacht.
Sicher, in einer perfekten Welt. Eine strategisch wichtige Gelegenheit kommt wenn sie kommt und nicht wenn ich es mir wünsche. Der Kuchen wird nur einmal verteilt.
Beitrag vom 06.07.2024 - 12:36 Uhr
ITA ist nachvollziehbar da der Markt wirklich groß und die Konditionen wirklich gut sind aber TAP?
TAP wäre die ideale Ergänzung nach Südamerika und Afrika
An Stelle der Lufthansa würde ich mich um AirBaltic bemühen ... eine tolle Zubringer-Airline mit tollem Flugzeugpark bzw. tollen Lieferslots und Potential zur SAS-Teil-Substitution.
Zubringer-Airlines hat man mit LH, LH City, LH Cityline, AUA, Swiss, Brussels, AirDolomiti, Eurowings genug, da braucht man nicht noch eine. Zumal mit TAB und TAP Express ja eine weitere feeder Airline zu den dann 7 Hubs (Lissabon plus die Hubs Frankfurt, München, Zürich, Rom, Wien und Brüssel) kommen würde.
Dieser Beitrag wurde am 06.07.2024 12:36 Uhr bearbeitet.
Kommentare (11) Zur Startseite
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.
Das steht außer Frage. Bisher kosten sie aber nur Geld.
Solche Akquisitionen werden nicht unter dem Gesichtspunkt beschlossen, ob sie mittel- und langfristig Geld bringen, sondern ob es Geld kosten würde, wenn man sie nicht beschließt. Soll heißen, auch ein negatives Ergebnis der Akquisition kann durchaus zu einem besseren Gesamtergebnis führen.
Dieser Beitrag wurde am 06.07.2024 17:44 Uhr bearbeitet.
Die Gruppe muss das Geld aber auch irgendwo hernehmen. Und das muss erwirtschaftet werden.
Nicht zwangsläufig. Das kann auch der Invest aus sich heraus finanzieren. Bei ITA stehen die Preise für die drei Tranchen bereits fest und wenn der Wert steigt zahlt sich das im Grunde selbst. Aber es bleibt dennoch ein strategisches Investment gegenüber einem operativen Verlust, weil die Kosten/Ertagsnalance nicht stimmt.
Oder soll die Arbeit der Swiss Kollegen für die Konditionen bei anderen Airlines in der Gruppe herhalten?
Man könnte es genauso als Investment sehen, wie eine Airline zu kaufen. Denn auch das Geld, was man jetzt für die ITA aufwendet, haben vorher u.a die Kollegen der swiss erwirtschaftet.
Siehe oben. Kann ja auch geliehen sein und man zahlt mit Aktien zurück etc.
Die strategischen Akquistionen müssen Ihre Kosten auch wieder einspielen.
Das steht außer Frage. Bisher kosten sie aber nur Geld.
Nicht alle.
Die Aussage von CS war gestern, dass wenn! die TAP auf den Markt kommt, wird man sich das Paket genau anschauen. So wie das AF/KL und IAG auch machen werden. Es würde für alle drei gut passen. Da die TAP noch nicht auf dem Markt ist, ist der Titel eher irreführend.
Dass LH starkes Interesse an TAP hat, ist nun aber auch keine Neuigkeit. Ändert aber auch an meiner Aussage nichts, dass man vielleicht erstmal die bestehenden Baustellen abschließt, bevor man neue aufmacht.
Sicher, in einer perfekten Welt. Eine strategisch wichtige Gelegenheit kommt wenn sie kommt und nicht wenn ich es mir wünsche. Der Kuchen wird nur einmal verteilt.
TAP wäre die ideale Ergänzung nach Südamerika und Afrika
An Stelle der Lufthansa würde ich mich um AirBaltic bemühen ... eine tolle Zubringer-Airline mit tollem Flugzeugpark bzw. tollen Lieferslots und Potential zur SAS-Teil-Substitution.
Zubringer-Airlines hat man mit LH, LH City, LH Cityline, AUA, Swiss, Brussels, AirDolomiti, Eurowings genug, da braucht man nicht noch eine. Zumal mit TAB und TAP Express ja eine weitere feeder Airline zu den dann 7 Hubs (Lissabon plus die Hubs Frankfurt, München, Zürich, Rom, Wien und Brüssel) kommen würde.
Dieser Beitrag wurde am 06.07.2024 12:36 Uhr bearbeitet.