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Bei Boeing schlägt die erneute Verzögerung des Modells mit weiteren 4,9 Milliarden US-Dollar (4,2 Mrd Euro) zu Buche. Die jahrelange Verschiebung hat den Hersteller damit schon fast 16 Milliarden Dollar gekostet. Im dritten Quartal schrieb Boeing erneut tiefrote Zahlen.
Am Finanzmarkt wurden die Neuigkeiten zunächst negativ aufgenommen: Die Boeing-Aktie verlor im frühbörslichen US-Handel rund 4,5 Prozent.
Die weitere Verspätung der 777X war zwar schon vor Wochen durchgesickert, doch Boeings Quartalsverlust von 5,3 Milliarden Dollar fiel deutlich höher aus als von Analysten im Schnitt erwartet. Andererseits konnte Boeing überraschend den Abfluss von Barmitteln stoppen. Mit rund 200 Millionen Dollar fiel der bereinigte freie Mittelfluss im dritten Quartal sogar positiv aus, während Experten einen weiteren Abfluss erwartet hatten.
Dies verdankte Boeing vor allem der gestiegenen Zahl ausgelieferter Flugzeuge. So übergab der Hersteller im dritten Quartal 160 Passagier- und Frachtjets an seine Kunden, 38 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Umsatz legte unerwartet stark um 30 Prozent auf 23,3 Milliarden Dollar zu.
Der eigentliche Grund des Anstiegs ist jedoch kein Boom, sondern die Krise des Konzerns, die sich Anfang 2024 nach einem gefährlichen Zwischenfall verschärft hatte. Da hatte ein Boeing-Mittelstreckenjet vom Typ 737 Max im Flug ein türgroßes Rumpfteil verloren. Passagiere und Besatzung entgingen nur mit Glück einer Katastrophe.
Die US-Luftfahrtbehörde FAA stellte die Boeing-Produktion daraufhin unter intensive Kontrolle und verbot dem Hersteller, pro Monat mehr als 38 Maschinen der Reihe herzustellen. Entsprechend stark ging die Zahl der Flugzeugauslieferungen 2024 zurück.
Schon im Jahr 2019 war Boeing nach dem Absturz zweier Maschinen vom Typ 737 Max mit insgesamt 346 Toten in eine schwere Krise geraten. Das Modell durfte daraufhin mehr als 20 Monate lang weltweit nicht mehr abheben. Zugleich verlor der Konzern seine Position als weltgrößter Flugzeugbauer an den europäischen Hersteller Airbus.
Nach technischen Verbesserungen wurden die Flugverbote zwar aufgehoben, doch weitere Qualitätsmängel bei dem Modell und dem Langstreckenjet 787 "Dreamliner" machten Boeing in den folgenden Jahren zu schaffen. Der Zwischenfall mit dem verlorenen Rumpfteil warf den Konzern erneut zurück.
Seit im Sommer 2024 Kelly Ortberg die Führung des Konzerns von David Calhoun übernahm, scheint der Hersteller seine Probleme allmählich in den Griff zu kriegen. Nun darf er die Produktionsrate seiner 737-Reihe wieder auf monatlich 42 Exemplare hochfahren.
Die Schwierigkeiten bei der Entwicklung und der Zulassung der 777X sind indes noch nicht ausgestanden. Ortberg zeigte sich entsprechend enttäuscht über die teure Verzögerung.
Bei der Lufthansa dürfte man sich kaum überrascht zeigen: Vorstandschef Carsten Spohr plant Insidern zufolge vorerst ohnehin ohne den Flugzeugtyp, auf den er schon seit Jahren vergeblich wartet. Der Konzern will 20 777-9 und später auch 777-8F am Frankfurter Drehkreuz einsetzen. Crewschulungen soll Lufthansa bereits zurückgestellt haben.
"Berg an Arbeit"
Denn Ortberg hatte bereits vorgebaut. Vergangenen Monat hatte der Boeing-Chef auf einer Morgan-Stanley-Konferenz eingeräumt, dass die Zertifizierung der 777X dem Zeitplan hinterherhinke. Er führte den jüngsten Rückschlag auf einen "Berg an Arbeit" als auf ein neues technisches Problem mit dem Flugzeug oder seinen Triebwerken zurück. Ursprünglich sollte die 777X bereits 2020 in Dienst gestellt werden.
Die 777X ist die neueste Variante von Boeings langjährigem Verkaufsschlager 777, der auch in seiner Variante als Frachtjet stark gefragt ist. Das Flugzeug ist der größte zweistrahlige Passagierjet der Welt.
Dank sparsamerer Triebwerke des Herstellers GE Aerospace, neuartigen Tragflächen und anderen Verbesserungen soll er deutlich weniger Treibstoff verbrauchen als seine Vorgängerin. Fünf bereits fertige Maschinen absolvieren inzwischen Testflüge, doch wichtige Zulassungen lassen weiter auf sich warten.
Konkurrenzmodell der Boeing 777X ist der Airbus A350, vor allem in seiner Langversion A350-1000. Der europäische Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus will seine Quartalszahlen am Mittwochabend nach Börsenschluss vorlegen.
© dpa-AFX, aero.de | Abb.: Boeing | 29.10.2025 13:09







Kommentare (17) Zur Startseite
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Sie mögen in Bezug auf viele Paxe recht haben, aber dennoch gibt es einige, denen das Bordprodukt nicht egal ist, auch in der Eco: z.B. die Unterschiede zwischen Flügen nach Singapur zwischen SQ und LH. Noch deutlicher in der C: zwischen 2-2-2 und 1-2-1 Bestuhlung, wobei auch bei SQ noch nicht alle Flieger neu ausgestattet sin, aber die alten 777-200ER schon. Ganz zu schweigen von QR, dort sind ein Großteil auch älterer Flieger umgerüstet.
Soll heißen: alte Modelle mit neuen Bordprodukten auf der Langstrecke werden gegenüber alten Modellen mit altem Bordprodukt sicher als attraktiver wahr genommen, ganz zu schweigen von den neueren Modellen mit neuem Produkt - jedenfalls was gute FSC angeht.
Und was "Nörgeln" angeht - schon gut - der dumme Pax soll gefälligst mit dem vorlieb nehmen, was angeboten wird.
Dieser Beitrag wurde am 30.10.2025 10:45 Uhr bearbeitet.
Das hängt mitunter von der Sitzreihe ab. Egal ob -200 oder neo, es gibt Sitze mit mehr und mit weniger Inches Abstand. Da kann es abhängig von der Sitzreihe Unterschiede von bis zu 10 cm geben.
Das Dumme ist nur, man weiß vorher nicht, welche Sitzreihen mehr Platz bieten und welche Kniebrecher sind. Erst wenn man drin sitzt.
Dieser Beitrag wurde am 30.10.2025 09:52 Uhr bearbeitet.
Altes Gerät hat einen höheren Wartungsaufwand und einen deutlich höheren Verbrauch und somit leider noch längere Zeit einen negativen Einfluss auf die Bilanz der LH.