Verkorkste Mayrhuber-Wahl
Älter als 7 Tage

"Solange keiner Mehdorn sagt, ist alles gut"

Lufthansa Aufsichtsratschef Wolfgang Mayrhuber
Lufthansa Chefaufseher Wolfgang Mayrhuber, © Deutsche Lufthansa

Verwandte Themen

FRANKFURT - Der neue Kandidat für den Vorsitz des Lufthansa-Aufsichtsrates war letztlich der alte. Wolfgang Mayrhubers Rücktritt vom Rücktritt war neben der ausgefallenen Dividende das heißeste Thema auf der Hauptversammlung der Deutschen Lufthansa AG am Dienstag in Köln. Mit mageren 63 Prozent der Stimmen wurde Mayrhuber ins Amt gewählt. Großanleger verweigerten dem Altmanager ihr Vertrauen. Für Lufthansa könnte das ein Problem werden.

Mit viel Lob der Konzernspitze schloss Lufthansa die Reihen um ihren 66 Jahre alten früheren Vorstandschefs, der künftig an führender Stelle das Management kontrollieren soll.

Ob er das vorbehaltlos kann, hatten vor allem ausländische Investoren in den vergangenen Tagen angezweifelt. Am Montag zog Mayrhuber mangels Rückhalt zunächst seine Kandidatur zurück, um sie noch am Abend doch wieder aufzunehmen. Am Dienstag saß der Österreicher scheinbar unbewegt in der ersten Zuhörerreihe.

Lufthansa hat die beispiellose Volte um die Spitze ihres obersten Kontrollgremiums mit Missverständnissen über das dualistische deutsche Unternehmensmodell zu erklären versucht, das die Amerikaner so nicht einschätzen könnten und daher allzu simpel die eigenen Kriterien angewendet hätten.

Ohne die US-Beratungsgesellschaft Institutional Shareholder Services (ISS) namentlich zu nennen, wetterte "Mr. Lufthansa" Jürgen Weber über "rein formalistische Kriterien einer blinden Corporate Governance-Auslegung durch ein trotziges Beratungsunternehmen", die man mühsam aus dem Weg habe räumen müssen.

ISS hat an seiner Einschätzung zu fehlender Abkühlzeit und Ämterhäufung Mayrhubers aber kein Komma geändert. Die Lufthansa-Spitze wählte dem Vernehmen nach am Montag das direkte Gespräch mit großen internationalen Investoren wie Franklin Resources oder Blackrock, die jeweils über 9 Prozent an dem Unternehmen halten. Offenbar stand erst am Montagabend der Eindruck fest, dass die Mehrheit für Mayrhuber steht.

Mayrhuber musste sich nach dem Chaos vom Vortag einige bohrende Fragen der Aktionäre gefallen lassen: "Wie kann es sein, dass sich Ihre Einstellung zur Lufthansa innerhalb des gestrigen Tages zweimal grundlegend ändert, Herr Mayrhuber? Morgens der Rücktritt, abends der Rücktritt vom Rücktritt. Das wirft bereits jetzt einen Schatten auf Ihr zukünftiges Amt", schimpfte beispielsweise Ingo Speich von der kritischen Fondsgesellschaft Union Investment, die rund ein Prozent der Lufthansa-Aktien verwaltet.

Verstimmte Großanleger

Die verkorkste Berufung Mayrhubers zum Chefaufseher könnte sich noch rächen. Lufthansa wird in den nächsten Jahren auf ihr vollgesonnene Kapitalmärkte angewiesen sein, um milliardenschwere Investitionsprogramme zu stemmen. Bereits die Streichung der Dividende hatte im Vorfeld der Hauptversammlung Anleger irritiert. Verstimmte Großinvestoren kann sich der Konzern eigentlich nicht leisten.

Doch auch bei den Kleinaktionären kam das Verwirrspiel schlecht an. "Das schadet dem Unternehmen", ist sich Pensionär Wolfgang Stelzner aus Frankfurt sicher. "Ich habe gedacht, Weber muss es noch ein Jahr machen", meinte ein weiterer Aktionär bei Wurst und Brezel. An der Person Mayrhuber habe er nun schon seine Zweifel, will aber dennoch einen bestimmten anderen Luftverkehrsmanager keinesfalls bei Lufthansa sehen. "Solange keiner Mehdorn sagt, ist alles gut."
© dpa, aero.de | Abb.: Deutsche Lufthansa AG | 10.05.2013 10:53

Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich bei aero.de registrieren oder einloggen.

Beitrag vom 10.05.2013 - 19:43 Uhr
Die Amis haben dem cross border leasing vor zwei oder drei Jahren ein Ende gesetzt: Soll mit dem Geld amerikanischer Steuerzahler das marode Kanalnetz deutscher Kommunen in Stand gesetzt werden?

Dann schauen wir mal, wie das wohl weitergehen wird...

@Airtommy,
IAS19R und nicht IAS19!
Die Eigenkapitalquote hat sich in der Tat nach dem neuen Berichtsstandard von 17,7% im ersten Quartal 2012 auf 15,4% im ersten Quartal 2013 reduziert.

Dieser Beitrag wurde am 10.05.2013 20:10 Uhr bearbeitet.
Beitrag vom 10.05.2013 - 19:19 Uhr
@AirTommy: interessant. Woher haben Sie Ihre Informationen? Können Sie das belegen?
Beitrag vom 10.05.2013 - 18:12 Uhr
gewählt ist gewählt. selbst etwas mehr als 50% hätten gereicht. Das ist wie in der Politik.
Zum Thema Palmengarten: wurde von Weber in Auftrag gegeben...nicht von Mayrhuber


Stellenmarkt

Schlagzeilen

aero.uk

schiene.de

Meistgelesene Artikel

Community

Thema: Pilotenausbildung

FLUGREVUE 05/2024

Shop

Es gibt neue
Nachrichten bei aero.de

Startseite neu laden