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Mit viel Lob der Konzernspitze schloss Lufthansa die Reihen um ihren 66 Jahre alten früheren Vorstandschefs, der künftig an führender Stelle das Management kontrollieren soll.
Ob er das vorbehaltlos kann, hatten vor allem ausländische Investoren in den vergangenen Tagen angezweifelt. Am Montag zog Mayrhuber mangels Rückhalt zunächst seine Kandidatur zurück, um sie noch am Abend doch wieder aufzunehmen. Am Dienstag saß der Österreicher scheinbar unbewegt in der ersten Zuhörerreihe.
Lufthansa hat die beispiellose Volte um die Spitze ihres obersten Kontrollgremiums mit Missverständnissen über das dualistische deutsche Unternehmensmodell zu erklären versucht, das die Amerikaner so nicht einschätzen könnten und daher allzu simpel die eigenen Kriterien angewendet hätten.
Ohne die US-Beratungsgesellschaft Institutional Shareholder Services (ISS) namentlich zu nennen, wetterte "Mr. Lufthansa" Jürgen Weber über "rein formalistische Kriterien einer blinden Corporate Governance-Auslegung durch ein trotziges Beratungsunternehmen", die man mühsam aus dem Weg habe räumen müssen.
ISS hat an seiner Einschätzung zu fehlender Abkühlzeit und Ämterhäufung Mayrhubers aber kein Komma geändert. Die Lufthansa-Spitze wählte dem Vernehmen nach am Montag das direkte Gespräch mit großen internationalen Investoren wie Franklin Resources oder Blackrock, die jeweils über 9 Prozent an dem Unternehmen halten. Offenbar stand erst am Montagabend der Eindruck fest, dass die Mehrheit für Mayrhuber steht.
Mayrhuber musste sich nach dem Chaos vom Vortag einige bohrende Fragen der Aktionäre gefallen lassen: "Wie kann es sein, dass sich Ihre Einstellung zur Lufthansa innerhalb des gestrigen Tages zweimal grundlegend ändert, Herr Mayrhuber? Morgens der Rücktritt, abends der Rücktritt vom Rücktritt. Das wirft bereits jetzt einen Schatten auf Ihr zukünftiges Amt", schimpfte beispielsweise Ingo Speich von der kritischen Fondsgesellschaft Union Investment, die rund ein Prozent der Lufthansa-Aktien verwaltet.
Verstimmte Großanleger
Die verkorkste Berufung Mayrhubers zum Chefaufseher könnte sich noch rächen. Lufthansa wird in den nächsten Jahren auf ihr vollgesonnene Kapitalmärkte angewiesen sein, um milliardenschwere Investitionsprogramme zu stemmen. Bereits die Streichung der Dividende hatte im Vorfeld der Hauptversammlung Anleger irritiert. Verstimmte Großinvestoren kann sich der Konzern eigentlich nicht leisten.
Doch auch bei den Kleinaktionären kam das Verwirrspiel schlecht an. "Das schadet dem Unternehmen", ist sich Pensionär Wolfgang Stelzner aus Frankfurt sicher. "Ich habe gedacht, Weber muss es noch ein Jahr machen", meinte ein weiterer Aktionär bei Wurst und Brezel. An der Person Mayrhuber habe er nun schon seine Zweifel, will aber dennoch einen bestimmten anderen Luftverkehrsmanager keinesfalls bei Lufthansa sehen. "Solange keiner Mehdorn sagt, ist alles gut."
© dpa, aero.de | Abb.: Deutsche Lufthansa AG | 10.05.2013 10:53
Kommentare (9) Zur Startseite
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Dann schauen wir mal, wie das wohl weitergehen wird...
@Airtommy,
IAS19R und nicht IAS19!
Die Eigenkapitalquote hat sich in der Tat nach dem neuen Berichtsstandard von 17,7% im ersten Quartal 2012 auf 15,4% im ersten Quartal 2013 reduziert.
Dieser Beitrag wurde am 10.05.2013 20:10 Uhr bearbeitet.
Zum Thema Palmengarten: wurde von Weber in Auftrag gegeben...nicht von Mayrhuber