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Aeroflot ersetzt Airbus- und Boeing-Flugzeuge

Aeroflot Superjet 100
Aeroflot Superjet 100, © Aeroflot

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MOSKAU - Aeroflot baut unter dem Eindruck von Sanktionen ihre Flotte radikal um. Die Airline wird nach Medieninformationen beim heimischen Hersteller United Aircraft Corporation (UAC) mindestens 300 Flugzeuge bestellen. Die notwendigen Mittel stellt der Staat Aeroflot über eine Kapitalerhöhung zur Verfügung.

Aeroflot geht in die Vollen. Nach Informationen des Tageszeitung "Vedomosti" wird die Airline noch im Juni einen Auftrag über 300 Flugzeuge als Ersatz für die aktuelle Airbus- und Boeing-Flottte an UAC vergeben.

Den Kern der neuen Flottenstrategie werden demnach Sukhoi SSJ100 und Irkut MS-21 bilden. Die Bestellung soll aber auch einige Tu-204 umfassen.

Eine im Wesentlichen aus Staatsmitteln bestrittene Kapitalerhöhung im Umfang von umgerechnet drei Milliarden US-Dollar verschafft Aeroflot finanziellen Handlungsspielraum. Allerdings steht Aeroflot ebenso unter erheblichem Handlungsdruck: Sanktionen des Westens nach dem russischen Überfall auf die Ukraine zwingen die Airline zum einen Flottenumbau.

Aeroflot hat an die 100 Airbus A320 und A321, dazu drei Dutzend Boeing 737. Im Register der Tochter Rossija stehen 18 A319, acht A320 und zwölf 737. Die Flugzeuge sind von der Ersatzteilversorgung abgeschnitten. Leasingfirmen befürchten, dass erste Flugzeuge deswegen bald als Teilespender herhalten müssen.

UAC fährt Produktion hoch

Die Sanktionen zwingen auch die russischen Luftfahrtindustrie zum Umplanen. Irkut MS-21 und Sukhoi Superjet 100 vertrauten bislang auf Triebwerkstechnologie von Pratt & Whitney und Safran.

Erste MS-21 mit rein russischer Technik und Awiadwigatel PD-14 Triebwerken werden frühestens 2024 zur Verfügung stehen. Sukhoi will den Superjet als "SSJ New" mit russischen PD-8 Triebwerken Anfang 2023 ersten Flugtests unterziehen.

Die Produktion der MS-21 will UAC 2025 auf 36 Flugzeuge und danach auf 72 Flugzeuge pro Jahr hochregeln, sagte UAC-Chef Yuri Slyusar. Von der SSJ New will UAC ab 2024 nach neuesten Plänen mindestens 150 Flugzeuge herstellen. Eine Anfangsrate von 20 SSJ100 pro Jahr lässt sich laut Slyusar auf 30 oder 40 Flugzeuge anheben.
© aero.de | Abb.: Aeroflot | 09.06.2022 06:44

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Beitrag vom 16.06.2022 - 15:45 Uhr
Der russische Industrieminister Manturov hat heute auf dem Wirtschaftsforum in St. Petersburg detaillierte Planzahlen bis 2030 genannt (Quelle: TASS.com).
Zunächst muß man über „neu-russisches“ Rechnen lachen: Mehr als 1.000 = 564.
Zitat „Die Flugzeughersteller sagen, sie könnten bis 2030 mehr als 1.000 Zivil-Flugzeuge liefern“; aber die Summe der Planzahlen ist nur 564.

Die Planung bis 2030: 142 Superjet, 270 MS-21, 70 TU-214, 12 IL-96 und 70 Turbo-Prop IL-114-300.

Im April hieß es die Produktion werde auf 30 Superjet p.a und auf 70 MS-21 p.a. hochgefahren.
Nun haben wir über die Probleme der Umstellung von 27 Systemen (Triebwerke, Avionik, etc…) auf noch nicht entwickelte russische Substitute schon diskutiert. Deshalb halte ich diese Planzahlen für a) ernstgemeint und b) unrealistisch.
Die Zahlen klingen bezüglich von jährlich 10 TU-214 und 2 IL-96 p.a. sogar erfüllbar.
Der Turboprop IL-114 ist nach dem Crash der IL-112 in 2021 noch gar nicht fertig entwickelt.

Gruß und Tip nach St.Petersburg: „Träumt weiter!“
Gustl
Beitrag vom 10.06.2022 - 08:17 Uhr
@Nur-Ein-Y-PAX,
Du kennst die US-Tanker-Geschichte wohl nicht:

Nein das mit der AN70 kannte ich in der Tat noch nicht.
Ich bezog mich jedoch nicht explizit auf die AN70 sondern auf den Spruch "neue TW dranzuhängen".
Das wird ja heute von vielen Foristen als "unmöglich" dargestellt. Dabei ist es Jahrzehnte üblich gewesen neue TW dranzuhängen.

PS. Es gab da noch so ein Turbopro dem Düsen angehängt wurden. Do 328.

Ich wollte auch gar nicht behaupten, das sei prinzipiell unmöglich.
Man kann da draussen prinzipiell alles dranhängen was genug Schub liefert und nicht zu schwer ist.
Mein Spruch vom Anfang bezog sich mehr auf den Zeitplan ("mal eben").

Man kann nicht (im Sinne von "keine Firma kann das") ein brandneues Triebwerk, das noch in der Entwicklung und Erprobung ist, in 6 Monaten in 2 Muster integrieren, die für andere Triebwerke vorgesehen waren (Steuerung, Sensoren, Integration in die Elektronik und Elektrik, Planung Test, Verifikation, ... ) und nach den 6 Monaten baut man pro Jahr 200 dieser Triebwerke und 100 Stück dieser Flugzeuge.
2-3 Jahre für die Fertigstellung des Triebwerks und die Integration und dann ein Produktionshochlauf über 2-3 Jahre halte ich schon für ein sehr optimistisches Szenario um 100/Jahr zu erreichen.
Dann aber reden wir sehr optimistisch über einen Ersatz der A/B-Flotte in Russland um 2030/32.

Glaubt wirklich jemand, dass die aktuell nur wirtschaftlich eskalierte Weltlage noch 10 Jahre anhalten wird?
Ob mit Russland als Sieger oder nach einem Rückzug aus der Ukraine:
Sobald dieser Krieg auf die eine oder andere Art beendet ist, werden nach einer kleinen Schamfrist sämtliche wirtschaftlichen Beziehungen wieder aufgenommen.
Und nach einer atomaren Eskalation brauchen wir die nächsten 50 Jahre erst mal keine Flugzeuge mehr, sondern haben andere Probleme.
Ich sehe daher kein Szenario in dem dieser Plan irgendeine Relevanz hätte.
Beitrag vom 10.06.2022 - 07:54 Uhr
Auch ohne den Westen hat man die Ingenieure und die Wissensträger, die wissen, wie man mit den Ressourcen etwas anfangen kann. So werden schon seit Jahren eigene Chips hergestellt etc.

"Hätte man die Ingenieure [...]" wäre glaube ich richtiger.
In Russland sind die Zeiten zurückgekehrt, in denen es wichtig ist, möglichst konform zu erscheinen und bloß nicht aufzufallen. Intelligenz, Wissen und eine unabhängige Denkweise bringen dem Einzelnen keinen Vorteil, sondern machen ihn eher verdächtig.
Linientrue und Patriotismus sind gefragt.
Wer sich abseits staatlicher Propaganda informiert, wird überwacht oder gleich verhaftet.

Das ist genau der gleiche Mechanismus der zwischen 1950 und 1989 die technische Entwicklung der Sowjetstaaten in der Breite abseits einiger speziell geförderter Spitzenleistungen massiv gebremst hat. Intelligent zu erscheinen, war oft gefährlich für den Einzelnen, denn es machte verdächtig und die Führung war auch damals paranoid.

Viel Spass damit, unter sochen Umständen vielen gute Ingenieure zu finden die komplexe High-Tech Systeme aus dem Stand entwickeln und in Serie bauen können.


Dieser Beitrag wurde am 10.06.2022 07:55 Uhr bearbeitet.


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