Flugsicherheit
Älter als 7 Tage

Das Russland-Risiko nimmt zu


Korean Air Airbus A330-300, © DRRMO

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HAMBURG - Beim Neustart aus der Corona-Flaute ist der internationale Luftverkehr weitgehend sicher geblieben. Die überwiegend positive Sicherheitsbilanz wird von einem schweren Flugzeugabsturz in China und einer Bruchlandung auf den Philippinen getrübt. Neue Risiken gibt es wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine.

Im Jahr des Wiederanlaufs nach der Corona-Flaute ist nach Ansicht des Hamburger Flugunfallbüros Jacdec im zivilen Luftverkehr wieder ein extrem hohes Sicherheitsniveau erreicht worden.

Als schwerster Unfall des Jahres wird der Absturz einer Boeing 737-800 der China Eastern Airlines am 21. März nahe der südchinesischen Stadt Wuzhou gewertet. Alle 132 Menschen an Bord starben.

Der Unfall sei laut Jacdec mutmaßlich auf den Suizid des Copiloten zurückzuführen. Jacdec stützt sich dabei auf Insiderangaben, während sich die chinesischen Untersuchungsbehörden bislang bedeckt gehalten hätten.

Ein schwerer Landeunfall auf den Philippinen verlief im Oktober für die Insassen eines Airbus A330 von Korean Air glimpflich. Der Großraumjet hatte bei starkem Regen und wechselnden Windverhältnissen in Cebu City das Ende der Landebahn um 320 Meter überschossen und Teile der Antennenanlage umgerissen.

Insgesamt hat Jacdec im vergangenen Jahr 19 Flugunfälle mit Todesfolge registriert, bei denen zusammen 233 Menschen ums Leben gekommen sind. Das waren 60 Tote mehr als im Jahr 2021, als deutlich weniger geflogen wurde. Der Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre liegt bei 372 Toten.

Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) kommt bei etwas anderen Definitionen zur berücksichtigten Flugzeuggröße auf zwölf Unglücke mit 205 Todesopfern. Der Verband verweist auf die immer geringere Wahrscheinlichkeit, bei einem Flug durch einen Absturz ums Leben zu kommen.

Kam in den 1970er-Jahren statistisch noch ein Todesopfer auf 264.000 Passagiere war es jetzt nur noch ein Opfer unter knapp 16 Millionen Fluggästen. "Fliegen war 2022 also 59 Mal sicherer als in den 1970ern", folgert der BDL.

Beim Publikum scheinen diese Botschaften angekommen zu sein. So antworteten bei Yougov-Umfragen im Auftrag des BDL nur rund zehn Prozent der Befragten, sich bei ihrem letzten Flug unsicher gefühlt zu haben. Eine Mehrheit von 53 Prozent meinte zudem, dass das Flugzeug das sicherste Verkehrsmittel sei. Auf den Plätzen beim Sicherheitsgefühl folgten die Bahn (26 Prozent) und das Auto (11 Prozent).

Spillover, Jamming und Sanktionen

Weltweit erreichte der kommerzielle Flugverkehr dem Airline-Verband IATA zufolge im vergangenen Jahr erst wieder knapp 71 Prozent des Passagiervolumens aus dem Vor-Corona-Jahr 2019. Für das Jahr 2022 hofft die Organisation auf eine Erholung mit gut 85 Prozent des Aufkommens von 2019.

In der Branche nehmen aber Sicherheitsbedenken wegen der russischen Kriegs in der Ukraine zu. Der Luftraum über der Ukraine ist für zivile Flüge zwar gesperrt. Die US-Luftfahrtbehörde FAA hatte aber erst im November auf "erhöhte Spillover-Risiken" im Grenzgebiet durch verirrte Geschosse hingewiesen.

Zu Kriegsbeginn hatten Crews auch bei Flügen über der Ostsee und dem östlichen Mittelmeer und Schwarzen Meer Störungen der Navigationssysteme berichtet - die europäische Luftfahrtaufsicht EASA führte die Meldungen auf gezielte Überlagerungen der GPS-Signale im Kontext militärischer Aktivitäten zurück.

Nach dem russischen Angriffskriegs in der Ukraine stehen außerdem Ersatzteile für westliche Flugzeugmuster auf Exportverbotlisten. Angesichts der Sanktionen fliegen russische Airlines ihre Airbus- und Boeing-Flotten zunehmend auf Verschleiß - Airbus-Chef Guillaume Faury hatte daher generelle Bedenken an der Flugsicherheit in Russland selbst geäußert.
© aero.de, dpa-AFX | Abb.: DRMMO | 02.01.2023 07:25


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